Hereinspaziert, meine Damen, meine Herren der hohen Politik, die sich in diesen Covid-19-Zeiten darauf spezialisiert haben, tiefgreifende Ängste zu schüren! Hereinspaziert, meine Damen, meine Herren der hehren Heuchelei, die ihr euch das Mäntelchen umhängt, aus tiefstem Herzen und innerster Überzeugzug um unser aller Wohl zu sorgen. Von Frau Merkel in Berlin bis zum bürgerlichen Herrn Conte in Rom, vom strammen Herrn Söder in München bis zu Herrn Michel in Brüssel, sie alle schreien unüberhörbar hinaus: Sperrt in ganz Europa und vor allem Österreich die Skigebiete zu, weil ein Ischgl schon eins zu viel war – ganz so, als wäre das Virus einem rotweißroten Alpinresort entsprungen und nicht von in Italien (von in Bergamo eingeflogenen Chinesen) infizierten Italienern nach Tirol gebracht und dort vervielfältigt worden beim Apres Ski, das es mittlerweile ja nirgends mehr geben würde.
Weil andersrum gesagt, ein Söder allein ja nicht genügt, hat sich jetzt auch der Extrembergsteiger, Mt. Everest- und alle anderen 8000er-Bezwinger Reinhold Messner wieder zu Wort gemeldet, um sich in die Ski-Diskussion einzumischen – selbstredend, wie es sich gehört, als Italiener, der aus Südtirol stammt, die Corona-Zeit sicherheitshalber aber in München verbracht hat, und sicherheitshalber als sonst so grüner Umweltapostel auf der CSU-Söder-Seite. Und was fordert unser Sportfreund Messner? Eine ganz neue Betrachtungsweise des Wintersports und Skilaufs, was denn sonst!
Meines bescheidenen Wissens nach war´s allerdings kein geringerer als ein gewisser Reinhold Messner, mit dem einst jener Rekord-Wahn durchgegangen war, in dessen Sog erst der Himalaya- und Nepal-Tourismus-Strom so richtig in Fahrt gekommen war, oder irr´ ich mich da? Na ja, wer seinen Adenauer erlebt hat, der weiß ja, was der legendäre deutsche (CDU-) Nachkriegskanzler gesagt hat: „Was interessiert mich heute das Geschwätz von gestern?“ Es scheint, als hätte sich sein Satz über alle ideologischen und Parteigrenzen hinweg in Opportunisten-Köpfen eingenistet.
Interessant ist ja auch, wie die gleichen Polit- und anderen Granden, die nach Sperre der Skiregionen rufen, mit anderen, in ihren Breitengraden wichtigeren Sport (Sp)arten umgehen. Da stört es sie nicht, wenn bis zu einem halben Dutzend aus einem Bundesligaklub infiziert sind, aber munter weiter gekickt wird, auch wenn die Infizierten davor mit den vermeintlich Unantastbaren trainiert, gespielt oder gar auf engstem Raum gejubelt haben.
Ja, wer schert sich da, wo ganz andere (Un-)Summen an Sponsoren-, aber auch Gehältergeldern im Spiel sind, um längere Quarantäne? Was auch für den FC Bayern gilt, dem bayrische Spitzenpolitiker meist recht nahestehen, gell… Ja, wo ist denn da der laute Zuruf des strammen, vielleicht doch nicht Merkel-Nachfolgekandidaten aus München, der eine 10-tägige Quarantäne von allen Deutschen fordert, die den Ski-Fuß ins unheilige Land Tirol oder anderswo in ganz Österreich setzen? Welch Stiefel, der da unwidersprochen verzapft wird! Da kann man nur sagen: Hilfe, die Promi-Heuchler sind unter uns.
Ja, und wie schaut´s denn mit den deutschen Winter- und Skisportlern aller Lager aus, die sich nach erster Welle auf ihre Wettkämpfe größtenteils wo bereitet haben? Mit weniger Ausnahmen hierzulande, also in den Gletscher-Skiregionen vom Kauner- über Pitz-, Ötz-, Stubai- bis zum Zillertal und bis dem Sommer-Loipenparadies am Dachstein – alles mit sanitärer Vorsorge, größter Hygiene, durchdachten Sicherheitskonzepten und Test-Regeln, wie man sie nirgendwo sonst vorgefunden hätte!
Und wer ist, wenn andere Veranstalter nein: danke sagten, also alle Stricke reißen, immer wieder mit der Reißleine da? Österreich, österreichische Veranstalter und Organisatoren! In erster Linie der österreichische Skiverband, dem zu verdanken ist, dass die Ramsau kurz vor Weihnachten nicht weniger als drei nordische Weltcup-Bewerbe auf die Beine stellt, darunter auch einen historischen, ersten Weltcup der Frauen in der Nordischen Kombination, um einem dringenden Gender-Bedürfnis abzuhelfen.
Wetten, dass da, wenn sie sich an ihren deutschen Vorbildern ein Beispiel genommen haben, die deutschen Schanzen- und Loipen-Pionierinnen erste Reihe Mitte zu finden sein werden. Fragt sich nur, ob auch sie dann zu Weihnachten mehr oder weniger in Quarantäne müssen, also in den eigenen vier Wänden rund um den Christbaum eingesperrt werden. Oder für sie dann andere Regeln gelten als für deutsche Durchschnittsbürger, die einfach nur Fans der österreichischen Skiregionen sind. Und keine Sperrzonen-Aposteln von Berlin bis Rom, Paris bis Brüssel, von Luxemburg bis München, denen mitunter ein undurchlässiger Mundschutz ganz gut tun würde…