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Bullen-Alarm ums Rennpferd Perez, das offenbar kein dressierter Gaul im Formel-1-Zirkus sein will

Im Sport im Allgemeinen und darunter in der Formel 1 im Speziellen, kommt´s halt nicht immer, aber oft auf die Perspektive an. Sowohl bei den Fans als auch bei den Medien. Jetzt, da der Mexikaner Sergio Perez seinem Teamkollegen, dem zweimaligen Weltmeister Max Verstappen, zweimal den Auspuff gezeigt und ihm bis auf ein paar WM-Pünktchen herangerückt ist, mehr noch: den Titel ins Visier nehmen will, werden von wem immer Alarmglocken geläutet. Alarmierend sei das, so wird die graue RedBull-Eminenz Helmuth Marko zitiert, wobei ich nicht weiß, ob der gerade 80jährige Alterskollege und Weggefährte eben das in Baku nach dem 25. Jubiläum-Doppelsieg der Bullen wirklich so gesagt oder was er damit gemeint hat.

Soll das etwa im Umkehrschluss bedeuten, dass Perez in treuer Gefolgschaft immer und überall auf die Bremse steigen muss, damit der stramme Max zum Jubel der in Abertausenden ausschwärmenden Oranje-Fans gewinnt? Wenn von Stallregie die Rede ist, einem Unwort per se, dann würde ich das ja noch verstehen, wenn es in einem Final-Krimi gegen die Konkurrenz um alles oder nichts geht, aber doch nicht am Anfang einer Saison, die heutzutage doppelt so viele Grand-Prix-Rennen umfasst wie in den Rindt-, Lauda- und Berger-Zeiten. Stallregie, darin steckt ja, dass im Stall, sprich: an den Boxen, erst recht mit den heutigen „Waffen“ der Telemetrie, gedacht und gelenkt, böse Zungen behaupten sogar: gelinkt wird. Fernsteuerung, wer gewinnen darf? Sportliche Fairness? Chancengleichheit? Der (höhere) Zweck heiligt offenbar alle Mittel!

Nicht ganz junge Semester werden sich vielleicht erinnern, welch medialen Aufschrei es einst gegeben hatte, als „Stallknecht“ Rubens Barrichello als Führender kurz vor der Ziellinie so deutlich abbremste, damit Ferrari-Teamkollege Michael Schumacher den Grand-Prix von Österreich gewinnen und die WM-Führung ausbauen konnte. Ja, das war vor 20 Jahren, in denen sich offensichtlich viel geändert hat. Worüber damals lautstark und emotional als Gipfel der Unsportlichkeit bis Verhöhnung der (TV) Fans diskutiert wurde, hört sich jetzt andersrum an. Jetzt lautet die Devise: Brav sein, Hände falten, Gosch’n halten, darum kriegst ja deine Millionen. Viva Mexiko? Viva RedBull! Der Sport kommt dabei im wahrsten Sinn des Wortes unter die Räder.

Das, werte Blog-Leser, halte ich sportlich betrachtet tatsächlich für eine alarmierende Entwicklung, die das in Zeiten der Straßenkleber an sich schon anachronistische, enorme Energie (auch mit sündteurem Transport von X nach Y) verschwendende PS-Spektakel zu dem macht, wie es der Volksmund schon immer nennt: Formel-1-Zirkus! Und merk eins: Ein echtes Rennpferd ist nie und nimmer ein dressierter Gaul. Oder: Keine Puppe, die ferngesteuert tanzt…

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