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Digitale Schwimmrevolution als absurder Treppenwitz

Wir leben im digitalen Zeitalter, da ist die Elektronik längst nicht mehr nur Mittel zum Zweck, sie beginnt allmählich auch immer mehr zu diktieren, mitunter sogar schon derart, dass wir ohne sie als Hilfsmittel mitunter hilflos sind. Warum beschreibe ich einleitend, was ohnehin schon jedes kleine Kind weiß? Weil es auch in dieser Hinsicht immer mehr Auswüchse gibt, denen man Einhalt gebieten muss, ehe sie zum teuren, womöglich sinn- und nutzlosen Selbstzweck mutieren.

Und wenn Sie mich fragen, dann handelt es sich bei einem speziellen Gerät, das angeblich den heimischen Schwimmsport wie eine Schiffsschraube in die Weltspitze torpedieren soll, um solch einen Humbug oder auf Neudeutsch: Fake News. Mit Verlaub, was sonst soll ein von heimischen Trainern und Fachleuten entwickelter „revolutionärer“ Mess-Startblock sein, der helfen soll, mit minimal verbesserter Startposition den Startsprung zu optimieren und womöglich ein paar Hundertstel im 50m-Sprint herauszuholen – olympisch gibt´s auf dieser Strecke nur den Kraul-Bewerb, also in zwei von 36 Disziplinen. Und was ist mit 100m, 200m, 400m, 800m und 1500m Kraul.

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Mess-Startblock analysiert Startsprung

Durch den Mess-Startblock soll der Startsprung der österreichischen Schwimmer analysiert und optimiert werden. Denn der Messstartblock gibt genaue Informationen über die Kräfte und deren horizontale und vertikale Verteilung beim Startsprung ab. Auf einem Bildschirm am Startblock werden diese Informationen angezeigt.

„Nach dem Startsprung kommt der Sportler direkt an den Bildschirm und sieht sich seinen Absprung an. Es wird analysiert, ob zum Beispiel der Fuß zu weit unten war, das Knie zu weit vorne. An diesen Details wird dann gearbeitet“, erklärt Neulinger und ergänzt: „Es nützt nichts, wenn ich beim Absprung hohe Beschleunigungen erziele, aber flach ins Wasser eintauche. Ich muss die Geschwindigkeit, die ich ins Wasser mitnehme, so lange wie möglich aufrechterhalten. Denn sobald man mit dem Schwimmen beginnt, ist man langsamer.“ Der richtige Absprung ist also rennentscheidend

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Sorgt dieser Teufelskerl von Mess-Startblock, der das Anfangstempo beschleunigen soll, am Ende womöglich noch für längeren Atem? Ja, wer weiß, was Zentimeter des Fußes weiter vorn oder des Knies weiter unten beim „Hechtler“ ins kühle Nass für eine unglaubliche Langzeitwirkung haben können? Ich bin mir dessen sicher, dass die Mathematiker und Biomechaniker das alles bis auf die letzte Tausendstel schon ausgerechnet haben – allerdings bisher eher am Computer und noch nicht wirklich um- und eingerechnet auf SchwimmerInnen und deren mehr oder weniger gute Wasserlage, Technik oder Kraft. Und was ist mit den Rückenschwimmern, die quasi eine Leiter und keinen Startblock haben?

Bei allem Respekt vor den Erfindern des Mess-Startblocks, die u. a. in Wr. Neustadt daheim sind – warum haben diese revolutionäre „Zeit-Maschine“ nicht schon andere Nationen mit ganz anderen Kalibern entdeckt? Warum kamen der erfolgreichste Goldfisch aller Zeiten, Michael Phelps, und sein Trainer Bowman, aber auch viele andere Topstars und deren Top-Betreuer noch nicht auf diese bahnbrechende, fortschrittliche Schwimm-Idee, die im Rekord-Tempo alles auf den Kopf stellt? Etwa nicht clever oder zukunftsorientiert genug? Oder haben die uns bekannten Welt- und Topstars des Schwimmsports das Erfolgsgeheimnis in dieser Startmaschine absichtlich seit Jahren so gut versteckt, dass andere keinen Zugriff bekommen konnten? Jedenfalls hochinteressante Perspektiven, die man demnächst auch uns Österreichern damit eröffnet.

Zurück bleibt zum einen die Frage, ob es schlussendlich im Rennen um Titel, Medaillen, Bestzeiten, Rekorde nicht entscheidet, wie schnell man startet, sondern vielmehr und ganz sicher, wer als Erster anschlägt. Aber im Sinne der trickreichen Erfinder wird das möglicherweise erst der e-Schwimmsport in spe klären, bei dem man sich ja nicht einmal nass machen muss, um in Erfolgen zu baden. Und zurück bleibt auch die Frage, wie lange wir mit solch digitalen „Revolutionen“ verhöhnt werden, die – auf den Punkt gebracht – einem Treppenwitz näher sind als jeder Schwimmlogik. 

 

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