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European Games: Wo Gold im Wasser rauscht und Rotweißrot der Drittklassigkeit die Fersen zeigt

Kaum haben die European Games in Polen begonnen, bei denen es auch um olympische Quotenplätze für Paris 2024 geht, schon bejubelt Rotweißrot zweimal Gold. Das eine durch die Tokio-Bronzene Karateka Bettina Plank hilft für die Sommerspiele nicht weiter, weil Karate nach dem Nippon-Solo nicht mehr olympisch ist. Das andere durch das Duett aus den Alexandri-Drillingen mit griechischen Wurzeln hingegen könnte sich in der Freien Kür der Synchron-Nixen noch verdoppeln, was obendrein mit einem Fixplatz für die Sommerspiele im kommenden Jahr verbunden wäre. Wie gesagt, diese kleinen „Games“ haben sich schon zu Beginn als Vorschuss für die echten großen Spiele entpuppt.

Eine allerdings weit kleinere Erfolgsmeldung kommt auch vom Lager der Leichtathleten, denen bei der Team-EM in Chorzow der Aufstieg aus der dritten in die zweite Europa-Division mit einem zweiten Platz hinter Irland und vor Israel (Bosnien, Georgien, Malta) gelang. Mit dem Aufstieg vom Niemandsland in die zweite Kategorie wurde das deklarierte Ziel erreicht, sich in Europa wieder unter die Top 32-Nationen zu schieben. Das ist, um den Spruch: Mehr als aufsteigen kann man nicht zu zitieren, durchaus lobenswert, aber noch kein Anlass zu übertriebener Euphorie.

Die Trümpfe, die die ÖLV-Truppe im Talon hatte, die haben auch fast alle gestochen, obschon im Gegensatz zu 200m- und 400m-Siegern Gogl-Walli (23,09/50,90, Olympianorm) weder Sprinter Markus Fuchs (100m-Sieger in 10,36 um ein Hundertstel vor dem Iren) noch Speerwerferin Victoria Hudson (Sieg mit 60,27m) oder Diskus-Hüne Weißhaidinger (Sieger mit 62,12m) an ihre Welt- bis Europaklasse-Bestleistungen auch nur annähernd herangekommen waren.

Und Sommerhitze hin oder her, so sind Zeiten wie die 14:17,02 von Andreas Vojta (Zweiter über 5000m) wahrlich nicht das Gelbe vom Ei, ganz zu schweigen von 15,12 Sekunden des 110m-Hürdenläufers Jan Mitsche oder die schwachen 14,30m von Kugelstoßer Will Dibo, dem in Amerika lebenden „Feuerwehr“-Mann aus Wien, den vom irischen Sieger ganze sechs Meter trennten. Oder den Weit- und Hochspringerinnen Grünwald und Lagger, die mit 5,92 und 1,70m um mehr als einen Meter bzw. mehr als 20 Zentimeter hinter den teils Jahrzehnte alten heimischen Rekorden dümpelten.

Das sei, nein: muss ganz ohne „Kritikastertum“ gesagt werden, damit keine falschen Schlüsse aus dem Aufstieg gezogen werden. Wie immer man es dreht oder wendet, es hat sich seit Jahrzehnten wenig geändert. Österreich ist abgesehen von wenigen tollen Ausnahmen, die die Regel bestätigen, halt in der Breite immer noch ein „Entwicklungsland“, das ganz schön viel Nachholbedarf hat zur mittleren Mittelklasse.

Was aber nichts und niemanden davon abhalten oder aufhalten soll, sich über den ersten goldenen Doppelpack bei den European Games zu freuen. Man muss Feste feiern, wann, wie und wo sie fallen.

  

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