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Oh Madonna: Verwandlungskünstler Marco Schwarz ist überall auf Zack

Es freut mich als altgedienten Wegbegleiter der Ski-Szene, der übrigens einer der Geburtshelfer des Markenweltcups war, dass ich mit meiner Story „Odi vs. Blacky“ für die Schweizer Illustrierte goldrichtig gelegen bin. Bei allem Respekt vor A. A. Kilde bin ich mir nach dem ersten Drittel der Saison sicher, dass es im Kampf um die große Kristallkugel beim Schlagabtausch zwischen dem Schweizer und dem Kärntner Marco bleibt, also Odermatt gegen Schwarz, der sich mit dem Slalomtriumph in Madonna di Campiglio nicht nur das rote Trikot in der Disziplinen-Wertung überstreifen konnte, sondern sich auch das gelbe Trikot als Gesamtführender unter den Christbaum legte.

Dieser Kärntner aus Radenthein ist trotz des martialischen Vollbarts nach außen alles andere denn ein Macho-Typ, er steht aber dafür seinen Mann ganz so, wie sich das nicht nur kühne Optimisten erhofft hatten. Er hat zwar erst als Endzwanziger beschlossen, sich nach Slalom und Riesenslalom abseits von Medaillen-Kombi-Rennen auch im Weltcup mit Speed-Disziplinen anzufreunden, es aber sozusagen im D-Zug-Tempo geschafft, dank seines universellen Könnens und angeborenen Instinkt den Anschluss zum Abfahrer-Establishment herzustellen, ohne den Schwung in den technischen Disziplinen zu verlieren. Das ist umso bewundernswerter, wenn man bedenkt, dass sein Schweizer Marco-Rivale von vornherein auf den Tanz zwischen den Toren verzichtet hat, um sich auf seine Kerndisziplinen (RTL; Abfahrt, Super G) zu fokussieren.

Auch wenn es noch den einen oder anderen Siegfahrer gibt oder solche, denen man das Potenzial dazu nachsagt, so ist Marco Schwarz als Allrounder so etwas wie der letzte Rest von einstigen Schützenfesten. Wer und was in ihm steckt, das hat der Kärntner nämlich schon vor fast einem Dutzend Jahren gezeigt, als er als damals 16-jähriger bei den allerersten olympischen Jugendspielen am Patscherkofel in Innsbruck trotz Ausfalls im Super G mit drei Goldmedaillen (Riesenslalom, Super-Kombination, Teambewerb) der mit Abstand erfolgreichste Jungstar war.

Und wären ihm nicht gerissene Kreuz- und Syndesmose-Bänder in die Quere gekommen, dann hätte er schon mehr Titel gewonnen als den bisher einzigen seiner Karriere als Kombinationsweltmeister 2021. Aber bei der Akribie und Konsequenz, mit der er sich auf seine vielfältigen Aufgaben und inzwischen kräfteraubenden Herausforderungen körperlich vorbereitet und mental einstellt, sind weitere Goldmedaillen, aber auch die große Kristallkugel zur kleinen im Slalom wohl nur eine Frage der Zeit. Ebenso wie ein erster Abfahrtssieg, auch wenn der Blacky dazu den Odi biegen muss. Oh Madonna, diesem Verwandlungskünstler ist alles zuzutrauen. Bormio nach Weihnachten zum Ausklang und das neue Jahr 2024 dürfen getrost kommen.

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