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Die Schwimm-Capos und ihre schwimmenden Kinder

Normal wäre ich ja zur nächsten sportlichen Tagesordnung übergegangen, schließlich beginnt ja heute in Oberstdorf die Nordische WM, von der ich felsenfest überzeugt bin, dass es im schönen Allgäu an der österreichischen Grenze keine Razzien und schon gar keine deutschen Dopingsünder geben wird – wie mir schwant, dann wird´s höchstens Russen oder Sportler aus den Sowjet-Nachfolgestaaten erwischen. Aber noch geht´s ja an der Schattenbergschanze und im Birgsautal nicht wirklich rund und zur Sache, weshalb ich mich aus einem speziellen Anlass noch einmal den stillen Wässerchen des Schwimmsports widmen muss.

Und warum, so wird so mancher fragen? Einfach deshalb, weil sich Schwimmvater Rothbauer, was den Trainerwechsel seines Sohnes betrifft, mit einem längeren Kommentar dazu via Facebook bei mir gemeldet/beschwert hat, weil es erstens Zeitungsberichte (Kleine, Krone, just zum Ski-WM-Start in Cortina!!!) und dazu noch eine Story im US-Online-Portal swimswam (für insider) gegeben habe und zweitens Dirk Lange, der neue Trainer von Filius Christopher (unter altem ungarischen Coach vor einem Jahr in Berlin zu Rekord und Tokio-Limit geschwommen) ja einen Ex-KB-Weltrekordler und Ex-KB-Weltmeister über 200m Brust wie Marco Koch (war oft Zielscheibe deutscher Medien wegen Übergewichts) aktuell betreue. Schwimmvater Rothbauer wies in seinem „Messenger“ auch eigens darauf hin, dass der Privat-Coach Dirk Lange von einer nicht näher definierten privaten Initiative, keineswegs aber von öffentlichen Geldmitteln bezahlt werde. Neidgenossenschaft wäre also fehl am Platz.

Da hat Peter Rothbauer natürlich grundsätzlich recht als Schwimm-Papa, der in den 90er-Jahren auch österreichischer Meister (200m/400m Kaul um vier Minuten/Auböck-ÖR 3;44,19) war, also vom Fach kommt. Grundsätzlich allerdings ist aber auch zu hinterfragen, ob diese private Initiative für den Sohnemann mit den diversen Funktionen des Herrn Papa im österreichischen Schwimmverband kompatibel sind, in dem er – abgesehen von Schwechater Vereinsrollen (SVS) – erstens einer der OSV-Vizepräsidenten ist und zweitens auch in der OSV-Sportkommission sitzt, die darüber entscheidet, ob, wie und in welcher Form jemand gefördert wird. In beiden Gremien hat Rothbauer übrigens mit (Dental-)DDR. Stefan Opatril (Vereinsobmann IBK Stadtoasen Innsbruck) einen kongenialen Kollegen als Vizepräsidenten bzw. als Sportkommissions-Mitglied, der es in seiner (immer noch aktiven Senioren-) Laufbahn aus bekannten Gründen sogar bis Olympia 88 in Seoul (Staffel-Disqualifikation) und später bei den alten Herren (Masters) sogar unter die Top 10 der älteren Altersklasse geschafft hat.

Also ein hausgemachter Multi-Kapazunder (Leitmotiv: Prinz in der Provinz), zu dessen besten Freunden übrigens so nebenbei auch der in Wien als Anwalt tätige österreichische Schwimmpräsident aus Tirol zählt, Sohn einer Schwimm-, aber auch Skitrainer-Legende. Rothbauer hat  mit Christopher nur einen (schon für Tokio qualifizierten) Sohn, Opatril hingegen gleich zwei Schwimmkinder, von denen die sympathische angehende Lehrerin und Open-Water-Meisterin Lena die Tokio-Spiele im Normalfall höchstens vorm TV-Gerät erleben kann, während der jüngere Sohn Leon im Nachwuchs-Nationalkader noch in halben Kinderschuhen steckt. Abwarten, was sich da noch alles um die mehr oder weniger talentierten oder mit Basistraining gesegneten Vizepräsidentenkinder in Zukunft entwickelt …

Opatril mit Lena

Wenn´s um Vize- oder gar Präsidentschaften im heimischen Sport geht, dann höre ich schon mit dem Einwand das Gras wachsen oder Schnee schmelzen, dass mit Roswitha Stadlober eine (alpine) Ski-Mama einer (Loipen-)Tochter ebenfalls im Vorstand des hochgeschätzten ÖSV (nicht OSV) sitzt. Auch das ist grundsätzlich richtig, trotz allem aber mit den Rollen der Schwimm-Papas nicht zu versgleichen, denn den Unterschied zwischen den Rothbauers und Opatrils und einer Frau Roswitha Stadlober, geborene Steiner, möchte ich Violine spielen können, dann wäre ich so gut wie mein Freund Julian Rachlin, der weltberühmte, allerdings derzeit aufs Üben beschränkte Primgeiger. Die einen waren gerade gut genug für österreichische Begriffe am unterersten Rand des europäischen Mittelmaßes, wenn überhaupt – Roswitha hingegen war vor ihrer Vizepräsidentenrolle immerhin Slalom-Vizeweltmeisterin 1987 (Crans-Montana), zweimalige Slalom-Gesamtweltcupsiegerin, Gewinnerin von acht WC-Rennen, also absolute Welt- und nicht irgendeine heimische Kreisklasse.

Und dieser Vergleich, mit Verlaub, gilt auch für ihre Langlauftochter Theresa, die Juniorenweltmeisterin war, Europameisterin, Fünfte in der Tour de Ski, Achte im Gesamtweltcup, fast Olympiamedaillengewinnerin, hätte sie sich in einem Blackout nicht vorm Ziel verirrt auf der Loipe (2018). Sie ist ein Erfolgsprodukt ihrer erfolgreichen Eltern, von der alpinen Roswitha wie vom Langläufer Alois „Luis“ Stadlober, dem mehrfachen Top-10-Läufer im Weltcup, Staffelweltmeister 1999 und Doktor Juris. Roswitha wurde auch darum ins ÖSV-Präsidium geholt, damit sowohl die Frauen als auch der durch die Dopingskandale in Verruf geratene Langlaufsport im höchsten Ski-Gremium vertreten ist. Beides gesehen, nicht zu vergleichen. Es liegen buchstäblich nicht nur (Ski-)Welten dazwischen.

Aber solange sich niemand beschwert, dass es Interessenskonflikte gibt, und solange man SchwimmerInnen (es wurde meiner Wenigkeit mehrmals hinterbracht, ohne dass ich im Blog davon Gebrauch gemacht hätte) auch noch einpaukt, kein schlechtes Wort über den von Piranhas und Algen gesäuberten, angeblich so transparenten Verband zu verlieren, und solange kein potenter Sponsor notabene darauf achtet, dass der Schwimmsport medial und televisionär so gut präsentiert wird, wie es die Olympia-Qualifizierten und Noch-Olympiakandidaten verdienen würden, solange wird die Verbandsspitze bei einem Fußvolk an Ja-Sagern und regional geprägten, auch medialen Seilschaften tun und lassen, was sie will. Und sich dessen sicher sein, dass es dabei auch den eigenen Kindern nützt. 

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