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Fliegende Wechsel und andere Heimlichkeiten in der Schwimmerei

Alles Ski und auch Fußball, oder was? Nein, nein, auch wenn noch immer nicht sicher ist, ob es Olympia 2021 in Tokio gibt – der nächste Sommer kommt bestimmt. Und mit ihm nicht nur, aber vor allem auch der olympische Sport, der seit Monaten ja mit wenigen Ausnahmen eher dahindümpelt, nicht nur wettkampflos, sondern so gut wie medienfern. Und das, obschon es natürlich Interessantes, um nicht zu sagen: höchst Überraschendes, was fliegende Wechsel betrifft, zu berichten gäbe. Würden solche Ereignisse in professionelleren Sportarten/-verbänden wie Markenwechsel von Spitzenfahrer(inne)n im Skirennsport oder gar Trainer- und Vereinswechsel im Fußball geben, es würden Schlagzeilen und Topstories quer durch den medialen Gemüsegarten fabriziert.

Ganz anders geht man damit im heimischen Schwimmsport um, der als Verband zu denen gehört, die angesichts Corona auch mit gut bezahlten Mitarbeitern lieber auf Tauchstation gehen statt auf den Busch zu klopfen, dass er von Auböck bis Grabowski und Kahler, von Reitshammer bis Rothbauer schon ein Quintett besitzt, das für Tokio qualifiziert wäre und wie Felix, der 400m-Weltklassekrauler, sogar Medaillenchancen hätte. Abgesehen davon, dass die Topleute zuletzt auf den Kanarischen Insel (also auf Meereshöhe statt Höhencamp Sierra Nevada) zwei bis drei Wochen bei Frühlingsbedingungen trainieren durften, gab´s just um den Sohn eines der Verbands-Vizepräsidenten einen Coup, mit dem niemand außer denen gerechnet hätte, die darin involviert, also auch dahingehend informiert waren, was abgeht.

Zur Information meiner Blog-Leser sei gesagt, dass sich fast über Nacht jener Christopher Rothbauer vom Leistungszentrum Südstadt und von seinem ungarischen Langzeit-Trainer Balazs Fehervari verabschiedet hat, mit und dank dessen Erfolgskonzepten (auch für Kahler, Grabowski, Auböck nach US-Rückkehr) der Immer-noch-Jung-Twen vor genau einem Jahr in Berlin den 19 Jahre alten Rekord des damaligen Vizeweltmeisters Maxim Podoprigora (2:11,09) über 200m Brust (2:09,88) gebrochen und dabei das Tokio-Limit geknackt hatte. Und wohin ging der fliegende Wechsel des Vizepräsidenten-Sohnes, der in Himberg an der Wien-Peripherie daheim und als Polizeischüler staatlich gefördert wird? Zum deutschen Profi-Trainer Dirk Lange, der in Graz als steirischer Coach vom gebürtigen Prager, späteren Wiener, noch späteren Minnesota-Kinesiologie-Studenten, zwischendurch mehrmaligen EM- und WM-Teilnehmer, nachmaligen Spittal-Betreuer Jakub Maly als Neo-Chef ersetzt wurde! Sapperlot!

Abgesehen davon, dass es verwundert, wenn ein 200m-Spezialist zu einem (50m/100m)-Sprint-Spezialisten unter Schwimmtrainern (auch von Caro Pilhatsch, Ex-Kurzbahn-Junioren-Vizeweltmeisterin über die nicht olympischen 50m Rück, bisher kein Tokio-Limit über 100m) wechselt, stellt sich auch die Gretchenfrage: Wird Rothbauer von Lange, einem tüchtigen, aber knallharten Profi, der schließlich von was leben bzw. seine Familie erhalten muss, etwa um Gottes Lohn trainiert? Oder gibt´s gar einen Sponsor, der das so heimlich bezahlt wie ein (vielleicht doch nicht ganz so geheimer oder womöglich gar Bundes- oder gar Landes-) Geldgeber das November-Meeting in der Graz-Auster, das unter dem schmucken Titel „ANOROC“ verkauft wurde.

Na endlich ein potenter Schwimm-Fan, oder? Wenn ich mich als bekannter Verschwörungstheoretiker nicht getäuscht habe, dann roch/riecht das ziemlich sehr nach Irreführung. Wie ich auf so eine absurde Idee komme? Weil ich nicht glauben kann, dass eine (Anoroc-)Immobilienfirma in der Hinterbrühl bei Mödling ein Schwimm-Meeting in Graz sponsert, um ins (Sport-)Fernsehen zu kommen, sondern nach längerem Hinschauen offenbar doch den Durchblick gehabt und ANOROC verkehrt gelesen hab. Da fiel´s wie Schuppen von den Augen, statt Stein des Weisen hab ich die neue Krone an Wortschöpfung gefunden: CORONA! Ist das nicht toll?

Da sind wir wieder bei dem, was in Österreich auch mit medialer Erfüllungshilfe mehrheitlich zum Schaden des heimischen Sports und teilweise auch auf dem Rücken heimischer SportlerInnen durchexerziert wird – ein X für ein U so gut zu platzieren und zu verkaufen, dass es von (mit der Materie nicht besonders gut vertrauten) nützlichen „Mitstreitern“ von professionellen über soziale Medien möglichst weit und gut transportier wird. Ein Fluch für den Sport, manch SportlerInnen, aber auch Top-Trainer – und ein Segen für die, die ihre Netze auslegen, damit sich darin viele der Ungeliebten verfangen. In diesem Sinn lässt sich nur sagen: Der Fisch beginnt immer am Kopf zu stinken. Auch wenn sich diese im und unter Wasser auf Tauchstation befinden. Und darauf achten, dass womöglich etwas kritische und nicht subalterne Geister möglichst lange weiter im Trüben fischen.

P.S.: ich möchte ausdrücklich darauf verweisen, dass ich seit Wochen nicht mehr mit Herrn Fehervari telefoniert hatte, geschweige er mich informiert hat. Die Information kam von ganz anderer Seite und anderen (nicht OSV-) Personen, auf die der Verband keinen Zugriff hat. Ich habe Trainer Fehervari erst nach Veröffentlichung des Blogs am 23. Febhruar 2021, etwa 18h, kontaktiert und vom Blog informiert.

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