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Spät, aber doch: Ein Brennsteiner als heißes RTL-Eisen

Auch wenn den Adler-Männchen in Oberstdorf die Flügel gestutzt wurden, auch wenn die Abfahrtsdamen im Fassatal wieder nichts gewonnen haben, so war´s doch ein historischer Skitag an zwei Fronten. Zum einen dank Theresa Stadlober, die im WM-Skiathlon als Vierte einer Medaille so nahe wie seit dem Olympia-Blackout nicht mehr kam. Zum anderen aber dank eines gewissen Stefan Brennsteiner, dem als Dritten in Bansko der erste Riesenslalom-Podestplatz für Rotweißrot in der Post-Hirscher-Ära gelang, also seit fast zwei Jahren.

Brennsteiner, wer? Nein, nein, der Pinzgauer aus Niedernsill ist alles, nur kein junges Talent, sondern ein bald 30jähriger alter Hase, dem sein extrem schneller, aber mitunter nicht ganz so sauberer Schwung schon mehrmals zum Verhängnis geworden war. Wie das, so lautet die berechtigte Frage? Weil Brennsteiner schon einige Kreuzband-, Seitenband-, Meniskusrisse und lange Zwangs-Pausen hinter sich hat, die seinen Aufstieg immer wieder eingebremst haben. Am schlimmsten im Olympiawinter 2018, in dem er sich via Europacuperfolgen im letzten Abdruck für die Winterspiele in Korea qualifiziert hatte, im Riesenslalom-Finale unterwegs zu einer möglichen Sensationsmedaille zu sein schien, ehe ihn mit einem Fahrfehler das fast schon gewohnte Schicksal ereilte – nicht nur ausgerutscht und ausgeschieden, sondern mit einem Kreuzbandriss wieder auf dem OP-Tisch gelandet, wieder außer Gefecht und wieder lange auf Krücken statt auf Skiern.

Trotzdem stellte sie der frühere RTL-Europacup-Gesamtsieger nicht frustriert ins Eck, sondern startete ein weiteres Comeback, bei dem er immer wieder mit schnellen Teilzeiten andeutete, welch Potenzial er hätte, könnte er automatisierte Fehlbewegungen ausmerzen, die er immer wieder mit Stürzen und Ausfällen bezahlte. Ferdinand Hirscher, vom Skipräsidenten engagiert, um als Tüftler und Technik-Guru die RTL-Schwäche zu bekämpfen, wies schon vor der Saison darauf hin, dass gut Ding eben Weile brauche, um Schwungdefizite („Bei einem ist der Links-, beim anderen wieder der Rechtsschwung, der nicht passt – das muss man harmonisieren!“) zu beseitigen, das ginge nicht von heute auf morgen. Die Hoffnung, dass es bei Brennsteiner, bei Leitinger und Co bis zur WM gelingen könnte, hat sich nicht erfüllt. Aber nur eine Woche später ist es jetzt doch noch geglückt, Stefan B. sei ebenso gedankt wie Alexis Pinturault, der als Einstock-Fahrer im Finale wohl das Podest verpasste…

Was der Hirscher-Vater alles dazu beigetragen hat, entzieht sich meiner und vieler anderer Kenntnis. Eines aber kann dem schnauzbärtigen, bodenständigen Skischulleiter, Skilehrer und Hüttenwirt aus Annaberg im Lammertal (Dachstein West) niemand absprechen – den (Durch-)Blick fürs Wesentliche, von dem auch schon Marcel Hirscher profitiert hat. Wer weiß, vielleicht wird aus dem angehenden 30er Stefan Brennsteiner auf seine älteren Skitage mit Blacky Schwarz, Manuel Feller, Adrian Pertl und noch unbekannten Sternen in spe ein derart heißes Eisen, dass dabei die Riesenslalompleiten ein für alle Mal verglühen. Bansko war jedenfalls mehr als nur ein Streif- oder Blitzlicht….

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