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French Open: Neue Namen, junge Damen, keine ÖsterreicherInnen

Abgesehen von Nadal und Djokovic, der einem der jungen Wilden aus Italien letztlich doch noch über den Kopf wuchs, sind´s neue Namen, junge Damen oder auch Burschen, die sich bei den French Open ins rechte Licht rückten. Wie etwa die Slowenin Zidansek, die Runde für Runde für ihr Land Geschichte schrieb, zuletzt mit dem Vorstoß ins Semifinale im Duell mit der ebenfalls kaum bekannten Spanierin Babosa. Ja, und wo sind die ÖsterreicherInnen, die im Zuge oder Soge eines derzeit allerdings formschwachen, labilen Dominic Thiem eigentlich am aufsteigenden Ast sein sollten? Sorry, Tennisfreunde, totale Fehlanzeige! Selbst der einzige Junior, der Rotweißrot in Roland Garros, vertreten hatte, ein Teenager mit Migrantenhintergrund namens Andrejic, verabschiedete sich im Eiltempo mit nur drei oder vier Games und einem Bagel am Konto. Und im Mädchenbewerb war überhaupt keine Österreicherin vertreten, nicht einmal ein womöglich eingebürgertes Talent.

Wenn das, bitte vielmals, kein Alarmsignal ist, dass hierzulande nicht nur, aber derzeit besonders auffällig im Tennissport alles falsch läuft, was dann? Aber warum sollte es jetzt, da sich alles auf Domi fokussiert und kanalisiert hat, unseren zweiten Grand-Slam-Turniersieger, anders laufen als einst in der Tomintaor-Muster-Ära – oder in anderen Sportarten dort, wo es den einen oder anderen Golden Boy oder Silberhecht gab? Man buttert alles dort hinein, wo es sowieso schon genug gibt, und vergisst auf die Nachhaltigkeit, die zumindest so wichtig ist wie fette Jahre mit einem Ablaufdatum.  Schlimm genug, dass es außer dem Noch-Weltranglistenvierten Thiem kein anderer ins Hauptfeld geschafft hat beim French Open, dafür aber die alten Recken und Stars von vorgestern noch dazu mit Auslandspartnern sich in Doppelbewerben eher schlecht als recht herumschlugen.

Darunter auch der ehemalige Roland-Garros-Semifinalist und neue Sportdirektor Jürgen Melzer, der davon träumt, noch einmal olympische Luft zu schnuppern. Vorwärts Tenniskameraden, wir marschieren einfach zurück in die Zukunft. Angesichts der aktuellen Misere in Paris würd´s mir vernünftiger und zielführender scheinen, sich mit guten, zukunftsorientierten Konzepten um den Unter-20- oder noch jüngeren Nachwuchs zu sorgen statt sich um eine eher unwahrscheinliche Trendwende bei Mid-Twens zu (ver)kümmern. 

Am besten wär´s, würde der Sportdirektor eine Anleihe beim italienischen Nachbarn nehmen. Natürlich kann er aus einem weit größeren Reservoir schöpfen, trotzdem ist´s geradezu sensationell, dass er mit inzwischen zehn Top-100-Spielern, darunter den Teenagern Sinner (an Nadal gescheitert) und Musetti (erst nach 2:0-Sazuführung gegen Djokovic k.o. gegangen) am besten und breitesten in aller Welt aufgestellt ist. Und das in einem Land, in dem Fußball, (Beach-)Volleyball, Formel 1 und Ferrari, Radsport, Giro und Tour, einen noch höheren Stellenwert haben als Tennis. Wenn man alle Achtung dazu sagt, dann heißt das auch, dass man hierzulande achten soll, wie die es geschafft haben, von einer Frauen-Großmacht zum Global-Player bei den Herren zu werden – ohne Grand-Slam-Sieger als Zugpferd.  

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