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Dopingjäger Hajo, hast du etwa deinen Seppelt selbst aufs Kreuz gelegt?

Die Tour de France ist vorbei. Die Schlacht, die letztlich keine war, ist geschlagen. Der alte und doch einer der jüngsten aller Sieger ist auch der neue Triumphator und Dominator. Vom 22jährigen Tadei Pogacar sagt Eddy Merckx, vielleicht bester Radprofi aller Zeiten, dass er ein ebensolcher „Kannibale“ sei und ein ebenso großer, wenn nicht noch erfolgreicherer Rennfahrer als er werden könne. Das also findet eine Ikone des Radsports, während die sauertöpfischen, gutmenschlichen, vor allem teutonischen Berufskritikaster, Hobbykriminologen und Skandalprediger auf den Jung-Twen aus Slowenien inzwischen wie auf einen Vorbestraften mit dem drohenden Finger zeigen: Haltet den Sieges- und Prämien-Dieb!

Mit Verlaub: Wo kommen wir hin, wenn´s in Zeiten des herbei geredeten oder herbei gesehnten Skandals schon reicht, anderen überlegen zu sein, um Tritt auf Tritt kriminalisiert zu werden, ohne des Dopings überführt zu sein? Schon interessant, dass sich ganz besonders die Deutschen aufpudeln, über deren (demokratische) Dopingvergangenheit mittlerweile ja der Mantel des Schweigens gebreitet und in den Post-Ossi-Ullrich-Zeiten kaum eine (Nicht-DDR-) Größe an die große Glocke gehängt wurde. Und jetzt, geneigte Blog-Leser, komme ich zu einer noch interessanteren Geschichte, in die sich jener berühmte deutsche Dopingjäger Hajo Seppelt gekniet hat, jener Seppelt, der jahrelang, das sei erinnert, vor allem Ösi-(Winter-)Sportler aufs Korn genommen hat.

Aber jetzt hat der feine und faire, allseits geachtete Hajo, der im Auftrag der ARD eine eigene  florierende TV-Produktionsfirma betreibt, in einer langen Testserie etwas Spezielles entdeckt, das die ganze Doping-Problematik auf den Kopf stellt, wenn nicht in neues Licht rückt. Kurzum, Seppelt und Co haben herausgefunden, dass Dopingsubstanzen schon durch Hautkontakte von Nichtsportlern auf Sportler übertragen und 15 Tage lang nachgewiesen werden können. Das heiße aber auch, so hat uns der plötzlich vom Ankläger zum Anwalt der Angeklagten mutierte Hajo lauthals suggeriert, dass irrtümlich als Dopingsünder verurteilte Sportler eigentlich schuldlose Opfer einer bisher nicht bekannten Übertragungswelle gewesen sein könnten.

Ja, Doping-Jäger Seppelt, der du alles, nur kein Medizinmann, sondern Studienabbrecher Sport, Sozialkunde, Publizistik, Französisch gewesen bist, was machen wir denn da jetzt? Persilschein vor allem für alle deutschen Sportler, das wär´ doch was, oder? Aber was machen wir mit den teuren, für WADAS, NADAS und andere Instanzen auch höchst lukrativen Dopingtests, die ja absolut Falsches ausspucken und ganz teuflisch Menschen desavouieren könnten? Woher sollen jetzt die Abermillionen rollen, die bei Blut- und Urintests in verschiedene Taschen geflossen sind?

Ja, Freund Hajo, da tun sich plötzlich ganz neue, andere Abgründe in der Sportwelt auf, in der sich die Sportler künftig auf etwas einstellen müssen, was in der Corona- und Covid19-Welt von heute inzwischen ja Alltag ist und in der Weltsprache Englisch zwei Wörter umfasst: Contact Tracing. Aber nicht vergessen, da er bei der Tour de France nicht nur tausende Hände fäusteln oder schütteln musste –  unseren neuen jungen Überflieger Pogacar könnten ja ebenso viele mit für sie erlaubten, Radprofis allerdings verbotenen Substanzen ganz unbewusst in den Dopingsumpf gezogen haben. Das Rad hat sich gedreht und gedreht. Jetzt bin ich schon neugierig, mit welchen Rollen vorwärts oder Salti rückwärts in Schrift, Bild oder Ton sich unsere Saubermänner aus der dünnen Atmosphäre ziehen.  Zurück bleibt auch die Frage: Hat Dopingjäger Hajo am Ende seinen Seppelt etwa selbst aufs Kreuz gelegt?

 

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