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Goldenes 21er-Jahr als Ansporn, dass es 2022 keine Peking-Enten gibt

Wenn wir das alte Jahr verlassen, in dem uns Corona mit all seinen Varianten gequält hat, dann wird man sich vor allem daran erinnern, dass österreichische SportlerInnen nicht nur für goldene WM-Zeiten und ein kurzes EM-Sommermärchen sorgten, sondern sogar für olympische Sensationen, die weltweit Aufsehen erregten. Da muss man natürlich in erster Linie von einer 30jährigen Mathematikerin reden, mit der weder im eigenen Lande noch in der Konkurrenz jemand wirklich gerechnet hatte. Ja, da kam sie wie aus dem Nichts, die Wundertüte Anna Kiesenhofer, das Mädel aus dem Weinviertel, das sich schon vom Profiradsport verabschiedet hatte, um an der Uni Lausanne tätig zu sein. Anna nahm ihr ganzes Herz am Mount Fuji in ihre Hände, startete mit Mut zum Risiko erst eine gemeinsame, dann eine Solo-Attacke – und wurde Österreichs erste historische Rad-Olympiasiegerin, die alle verblüffte. Chapeau! 

Ein ähnlicher triumphaler Husarenstreich einer weitgehend Unbekannten wie 61 Jahre davor der goldene Schuss des inzwischen verstorbenen Vorarlbergers Hubert Hammerer im klassischen Dreistellungsmatch mit dem Kleinkalibergewehr bei Olympia in Rom. Das Ausmaß der Sensation illustrierte die erste Verliererin aus Holland, die am Ziel jubelnd die Arme in die Höhe riss in der irrigen Annahme, sie hätte gewonnen, weil in ihren Gedanken unsere Anna gar nicht mehr vorgekommen war. Ja, so unmenschlich von olympischer Dimension kann irren halt mitunter sein.

Anna Kiesenhofer war´s auch gelungen, weil sie erstens genügend Zivilcourage hatte, zweitens Vertrauen in ihre eigenen  Stärken und drittens den Ehrgeiz besaß, die einmalige Gunst zu nützen, damit ihr und Rotweißrot die große, spektakuläre, geradezu unglaubliche Stunde schlägt. Und das am ersten Tag der merkwürdigsten, zuschauerlosesten Sommerspiele, die es je in der Moderne gegeben hat. Aus Tokio, wir kommen, wurde im 21er-Jahr im Handumdrehen Tokio, wir aus Österreich sind schon da, um noch Judo-Silber (Michaela Polleres) und dreimal Bronze (Wei0hakdinger, Diskus/Schubert, Kletten/Plank-Karate) zu gewinnen.

Und dazu hatten wir im Krauler Felix Auböck einen Triple-Finalisten, der als 400m-Vierter nur um den Wimpernschlag von 13 Hundertstel die erste Schwimmmedaille seit Mirna Jukic (Damen,.2008) und Markus Rogan (Herren, 2004) verpasste. Welch harter Kern im fast Zweimeterriesen steckt, das bewies der frühere Deutschland- und USA-, jetzt aber England-Legionär, als er sich viereinhalb Monate später in Abu Dhabi zum ersten heimischen Schwimmweltmeister nach Rogan  die (2008/Manchester) kürte.

Welch Heimat großer Söhne wie Töchter die Alpenrepublik ist, das hatte sie schon bei den Schneesportweltmeisterschaften der Alpinen (je 2x Gold für Liensberger und Kriechmayr, dazu Kombi-Gold für Schwarz), auf Schanzen wie Loipen (2x Johannes Lamparter NK, Stefan Kraft, Mixed-Team), beim Herzschlag-Titel für Benjamin Karl im Duell der Snowboard-Evergreens mit Andi Prommegger bewiesen – und last but not least mit dem historischen Biathlongold durch Lisa Theresa Hauser aus Reith bei Kitzbühel , die als Loipenjägerin die Fahnen der Gams-Stadt und Streif-Heimat hochhielt. Und auch beim Rodeln durfte gejodelt und gejubelt werden. Übrigens bis in den Olympiawinter, der ja mit dem Weltcup schon längst begonnen hat.

Wie gesagt, das 21er-Jahr, ansonsten ein sogenanntes Seuchenjahr, wird als eines der erfolgreichsten in die heimische Sportgeschichte eingehen. Zugleich ist´s einerseits Verpflichtung, andererseits aber auch Fingerzeig, was alles machbar und möglich ist, wenn man zur richtigen Zeit am richtigen Platz die rechte Einstellung mitbringt, um aufs Podest zu rasen, springen, schießen, laufen oder schlitteln. Und angesichts der Dichte der Weltklasse in welcher Sparte immer wird´s nicht nur eine Frage der (Tages)-Form sein, sondern vor allem eine Kopfsache. Was das betrifft, so kann ein Dickschädel nicht schaden, der dann, wenn sich die Chance bietet, offene Türen einrennt. In diesem Sinn kann man unseren Olympiasportlern nur wünschen, dass sie keine Peking-Enten liefern, sondern möglichst viel – Schwein haben. …

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