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Gerupfte Adler in Oberstdorf – Spiegelbild der Realität statt Wunschkonzert

Klatsche, Pleite. Adler gehen baden. So oder ähnlich war´s zu lesen und zu hören nach dem Auftakt zur Vierschanzen-Tournee, die trotz einiger WM-Triumphe seit Jahren nicht mit in rotweißroten Besitz war. Was aber, werte Blog-Leser, hat man von unseren Skispringern erwartet? Natürlich gab´s schon drei Saisonsiege (Team, Kraft, Hörl), aber auch auf die Gefahr, wieder einmal als Negativist hingestellt zu werden, so waren das eher drei Ausreißer nach oben, die alles, nur kein wahres Spiegelbild der (mannschaftlichen) Stärke liefern.

Podestplätze sind inzwischen die Ausnahme geworden, seit die Dichte im Schanzensport immer dichter, der Favoritenkreis immer größer und unsere Vorteile, sei es punkto Trainingswissenschaft, sei es in der Materialfrage, immer kleiner geworden sind. Ja, wir Österreicher wurden gewissermaßen die Geburtshelfer dieses Trends, indem wir einen Top-Trainer nach dem anderen zur Auslandskonkurrenz geschickt und die sich dafür insofern „bedankt“ haben, dass sie mit ihren besten Überfliegern immer öfter unseren nur noch selten die Schwingen ausbreitenden Adlern die Flügel stutzten.

Jahre, nein: jahrzehntelang haben wir Österreicher noch von der Schanzenrevolution profitiert, die 1973/74 von einem gewissen Baldur Preiml mit seinen vergoldeten Wunderkindern Schnabl und Innauer eingeleitet worden war. Und sich dann stets im „Doppelpack“ mit Neuper-Kogler, Felder-Vettori, Rathmayr (Sturzdrama)-Goldberger, Loitzl-Kofler, Morgenstern-Schlierenzauer bis zur Einzelgröße Kraft fortgesetzt hatte. Und jetzt sind wir Österreicher zumindest temporär wieder zu Schanzenkindern geworden, die von der zum (Groß) Teil rotweißrot gefärbten „Auslands-Revolution“ verschlungen werden.

Ja, so dreht sich das Rad der Geschichte, mitunter so schnell, dass viele der Kollegen zwischen rauer Wirklichkeit und patriotisch gesteuertem Wunschdenken schwer unterscheiden können. Zwar kann´s beim Skispringen über Nacht mitunter „klick“ gehen, sowohl nach oben wie nach unten, aber ob das während einer Ruckzuck-Serie wie der Tournee gelingen kann, steht eher in den Sternen. Es wäre ein mittleres Wunder, wobei sich die Frage stellt, ob es neben dem durch viele Wehwehchen schon eingeschränkten Mehrfachweltmeister Kraft noch Springer gibt, die Wunder bewirken können. Da müssten sie sich eher eine Sara Marita Kramer ausborgen, die bei den Sprungdamen als halbe fliegende Holländerin eine Klasse für sich ist…

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