Was für ein Neujahrsglück für Andreas Weimann, den inzwischen so gut wie vergessenen England-Legionär! Hätte es für einen Mittelstürmer für 2022 einen schöneren Einstand geben können als mit einem Hattrick? Mitnichten! Eins, zwei, drei und ein 3:2 des FC Bristol gegen Milwall kroch aus dem Neujahrs-Ei! Weimann, der bei Rapid groß geworden war, ehe er für immer auf der Insel landete, bei Aston Villa, Watford, Derby und Wolverhampton spielte, bevor er in Bristol anheuerte, spielt zwar nur in der National Championship, also der zweiten Profi-Liga, aber im Gegensatz zu manch anderem Legionär sitzt er nicht auf der Bank oder Tribüne, sondern spielt und trifft.
Nicht nur einmal im Triplepack, sondern viermal im Doppelpack und noch einmal, macht ein Dutzend Tore in einer Liga, in der es alles, nur keine Kinder von Traurigkeit gibt. Natürlich ist Weimann kein Kaliber wie einst Krankl oder Polster, natürlich ist er kein Künstler oder Kanonier, der immer ins Volle trifft, aber irgendwie das englische Pendant zu Guido Burgstaller, einem ganz ähnlichen (Abstauber-)Typ, der bei St. Pauli derzeit seinen dritten Frühling erlebt. Wie der Hamburg-Legionär, so wurde auch Weimann früher dann und wann ins Nationalteam berufen, ist aber für Franco Foda ebenso wenig ein Thema wie Burgstaller, der ohnehin keine Lust mehr hat, für Österreich zu spielen.
Wenn man aber bedenkt, dass der „Gregerl“-Sohn als Edelreservist eines Bundesliga-Nachzüglers wie Augsburg geradezu automatisch auch ohne Spiel-Praxis geholt wird, wenn man sich erinnert, dass der offenbar nur kurzfristig interessante Grbic vom Abstiegskandidaten Lorient (F) zum Team kam, detto manch Wechselspieler von anderen deutschen Mittelklasseklubs, dazu Ersatztorhüter aus England, Deutschland und früher in der Schweiz bei uns erste Wahl als Nr. 1 waren oder sind, dann …. Ja, dann kann man sich nur wundern, dass ein Top-Torjäger aus der zweiten englischen Liga selbst in Abwesenheit Arnies und selbst in Duellen mit Fußballzwergen keinen neuen Versuch wert gewesen war.
Wer sagt denn, dass ein 30jähriger Legionär im besten Fußballalter im Laufe der Jahre und angereicherter Erfahrung nichts dazugelernt hat? Vielleicht sollte sich aus dem erlauchten ÖFB-Kreis irgendjemand einmal auf die Insel bemühen, um Andreas Weinmann ein- oder gar zweimal zu beobachten, um zu sehen, ob er nach längerer Pause nicht doch noch den einen oder anderen Versuch wert wäre. Probieren, so sagt ein geflügeltes Wort, geht manchmal über Studieren. Wäre schade, würde uns der Sohn einstiger österreichischer Hürdenrekordler (Sabine Seitl, Thomas Weimann) zumindest als potentielle Torjäger-Alternative durch die Lappen gehen.