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Mark Cavendish: Rekord-Etappensieger als Symbolfigur für Tour der Leiden

Tour der Leiden, so nennt man auch die Tour de France. Wer je live dabei war, der weiß, dass das stimmt. Aber es genügt schon, sie täglich im Eurosport zu verfolgen. Da sieht man, wie hart diese Burschen sind, die Wind und Wetter ebenso trotzen wie Sonne und Hitze, ob bei einem 50er-Schnitt geradeaus, mit mehr als 80 km/h bergab oder im Wiegetritt steil bergauf. Und viele von den weit über 100 Fahrern sind – ganz ohne falsche Anspielung auf bittere Pillen – insofern arme Schlucker, weil sie in der Hoffnung auf geteiltes Preisgeld bis zum Anschlag als Helfershelfer ihre Domestiken-Dienste (ist der Ausdruck noch erlaubt?) verrichten müssen.

Viele von ihnen haben den totalen Einsatz auch teuer bezahlen müssen, weil die (Tor-)Tour der Leiden kein Erbarmen kennt. Und nur wenige wissen das so gut wie jener Brite Mark Cavendish, der in die Tour-Annalen eingegangen ist mit seinem vierten Triumph in diesem Jahr und dem 34. Etappensieg seiner Tour-Karriere, mit dem der überragende Sprinter von der Insel sogar einen Eddy Merckx, den Allergrößten aller Allrounder, als Rekord-Etappensieger eingeholt hat. Vor diesem Mark Cavendish muss man den Hut ziehen angesichts dessen, was der Brite schon alles hat erleiden, überwinden, erdulden und erst körperlich, dann mental hat verkraften müssen.

Mitten in seinen besten Sprinterjahren kam´s zu einem (vom Erzrivalen Sagan, der damals ausgeschlossen wurde, ausgelösten) Sturz mit Rippenbrüchen und Gehirnerschütterung, bei weiteren Stürzen gab´s wieder gebrochene Rippen und Schulterfrakturen, ganz zu schweigen vom Pfeifer´schen Drüsenfieber, das er von einem zum anderen Mal verschleppte. Zwei Jahre, wenn nicht mehr hat Cavendish verloren, trotz dieser, aber auch sportlicher Rückschläge wie der Ausmusterung beim alten Rennstall aber wollte er einfach nicht aufstecken. Und der Wille war Steigbügel zu den Siegeswerken, die er heuer vom Saisonstart weg vollbrachte. Trotzdem aber, Ironie des Schicksals, rutschte er nur deshalb ins Quickstep-Deceuninck-Team, weil der andere schnelle Sprinter, der Ire Bennett, wegen Verletzung ausgefallen war.

Cavendish als  Sturzopfer nach einer Kollision mit seinem Erzrivalen Peter Sagan vor einigen Jahren. MONS

Aber Cavendish, der Mittdreißiger, packte die Chance beim Schopf, um dort anzuknüpfen, wo er vor der Sturzserie aufgehört hatte. Und damit Geschichte zu schreiben, koste es an Schmerzen, was es wolle. Er kann nur das grüne Trikot des Punktesiegers gewinnen, aber gäb´s auch ein Gelbes Trikot für heldenhafte Selbstüberwindung, Mark Cavendish hätte es sich redlich und schmerzlich verdient. Alle Achtung, nein: höchste Hochachtung, was immer an schlechten  Nachreden die Gutmenschen des Sports darüber denken mögen. Sie sind im besten Sinn des Wortes hart im Nehmen…

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