Sein Pedigree als Trainer und Sportdirektor kann bei weitem nicht Schritt halten mit der langen Liste seiner Spiele, die er für Rapid als defensive Kraft absolviert hat, aber auch 63 Matches fürs Nationalteam. Nichtsdestotrotz war Peter Schöttel ja vom inzwischen in den Ruhestand befindlichen Altpräsidenten Leo Windtner als Ruttensteiner-Nachfolger vom U19-Trainer gleich zum ÖFB-Sportdirektor befördert worden, ein gewiss steiler Aufstieg. Von atemberaubenden Akzenten, die er seit 2018 gesetzt hätte, war bisher wenig bis nichts bekannt. Aber jetzt, so war zumindest in der Online-Ausgabe der „Krone“ zu lesen, soll Schöttel, in diminuitiver Form „Schötti“ genannt, alles im Fußballbund umgekrempelt haben. Bei Durchsicht der Fakten ohne Akten allerdings wird doch nicht ganz so heiß gegessen, dafür aber eher teuer gekocht, weil der ÖFB jetzt um einen Bereich für die wissenschaftliche Analyse erweitert wurde. Und in eben diesem, so heißt es im „Krone“-Bericht, würde es jetzt 45 Beschäftigte mehr geben, was umgerechnet einen Batzen Geld bedeutet, den der Verband da für die zukunftsorientierte Zahlenbank und Statistik investiert. Gespielt wird aber immer noch vor allem mit den Beinen, mit Kopf und Köpfchen und – dem Ball!
Windtner holte Schöttel als Sportdirektor und unter dem kamen wieder der Analytiker Öeser und Trainerakademie-Chef Eidler.
Natürlich ist´s gut und auch wichtig, dass man aktuell auch auf elektronischer Ebene am Puls der Zeit ist oder ihr womöglich sogar vorgreift. Das möchte ich als alter Anhänger des Einbeziehens von Akademikern in den Spitzensport einerseits unterstreichen, es aber um den Zusatz erweitern, der da heißt: Akademische Pragmatiker oder Akademiker, die aus der Praxis kommen, sollten absolute Priorität bei Neubesetzungen haben. Aber auch solche, die sich mit ihren spitzensportlichen Leistungen und/oder Persönlichkeiten dafür empfehlen, sollten bei der Wahl von einschlägigen Ämtern den Vorrang haben. Aber wenn ich höre und lese, wer da zum Beispiel seit geraumer Zeit als ÖFB-Ausbildungsleiter fungiert, dann frage ich mich schon, wie der gute Thomas Eidler dazu gekommen ist. Ich weiß, ich weiß, ein Top-Trainer muss kein Top-Spieler gewesen sein, aber ein gewisses Pedigree schiene mir zweifelsohne nicht ganz unwichtig.
Mit Verlaub, was mag sich der eine oder andere aus dem Kreis früherer Teamspieler oder Klubikonen denken, wenn unter dem Sportdirektor Schöttel eine unbekannte Größe wie Thomas Eidler auf der Karriereleiter vom Trainer in Lanzenkirchen, Sollenau, Mannersdorf, Admira-Nachwuchs und beim FAC zum Ausbildungschef klettert? Was, bitte vielmals, denken sich jene, die ihn in dieses Amt geholt haben, das jetzt nicht mehr Traineraus- und Fortbildung heißt, sondern ÖLFB-Trainer-Akademie? Meiner bescheidenen Meinung nach kommt´s nicht darauf an, was auf einem Packerl draufsteht, sondern was drinnen ist. Ohne den Teufel jetzt an die Wand malen zu kommen – dabei ist die Gefahr eines fatalen Etikettenschwindels nicht von der Hand zu weisen. Schön wär´s, würd´ ich mich irren. Und der große Schöttel-Umbau zu einem unaufhaltsamen Aufstieg führen. Die Zukunft wird´s über kurz oder lang ja zeigen, was Sache ist. Oder doch in Verdrehung eher nur alte Achse war…