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Die Kunst, das dürftige 3:1 gegen Färöer schönzufärben

Wer die Post-Match-Analysen (nicht aller) und Schönwetter-Kommentare zum 3:1 im WM-Quali-Duell der Österreicher gegen Färöer gehört hat, konnte sich als TV-Augenzeuge nur verwundert fragen: Hab´ ich ein anderes Spiel gesehen? Natürlich war´s positiv, dass die Mannschaft den Schock des frühen Gegentores schnell verdaut und mit drei Toren binnen einer Viertelstunde die Erinnerung an die Landskrona-Schmach anno 1990 im Keim erstickt hat. Aber von einem Team voll von deutschen Legionären darf man ja wohl erwarten, dass es noch dazu im eigenen, obschon leeren Stadion gegen die Nummer 107 der Fifa-Rangliste ein Match dreht, oder nicht?

Aber wenn geradezu euphorisch von großem Druck, schnellen Direktspiel und einigen Chancen zu einem hohen Sieg gesprochen wurde, dann hat sich das fast schon wie Liebdienerei vor Team und Teamchef angehört, ganz so, als wär´s verboten, kritischere Töne anzuschlagen. Und wenn einer wie „Schneckerl“ Prohaska, alles andere denn verbaler Wadlbeißer, in seinem Resümee mehr als nur einen Schwachpunkt beim Team im Spiel mit einem drittklassigen Gegner aufzeigt, dann sagt das ja einiges über die eher mangelhafte Qualität der rotweißroten Truppe. Natürlich war Alaba, wie er meinte, präsenter als gegen die Schotten. Natürlich hat der Zig-Millionen-Star auch die Vorarbeit zum schönsten Tor des Tages geleistet, das natürlich wieder Sasa Kalajdzic mit dem Instinkt des Goalgetters schoss, der riecht, wo er stehen muss, um einschießen zu können.

Und natürlich war mit dem 3:1 auch nicht mehr entscheidend, ob dem 0:1 für die Färinger nicht ein klares Foulspiel des zwei Meter großen Torschützen vorangegangen war, worüber endlos lamentiert wurde. Ja, die ansonsten höchst kompetente Schiedsrichterin aus der Ukraine hätte das Vergehen pfeifen müssen, da gibt es nichts zu diskutieren. Die Österreicher allerdings hätten sich insofern bei der Nase nehmen müssen, dass sie nicht den ebenfalls fast zwei Meter großen Kalajdzic statt des weit kleineren Linzers Trauner bei dieser Standardsituation in den eigenen, dicht bevölkerten Fünfer beordert hatten. 

Es kommt halt immer auf die Perspektive an, wie man die Dinge betrachtet. Deshalb kann man nach dem eher dürftigen, glanzlosen Arbeitssieg gegen Färöer nur hoffen, dass der für seine Begriffe kritische Schneckerl andererseits wieder recht mit seiner Einschätzung hat, „dass sich die Mannschaft mit dem Gegner steigert. Darum glaub´ ich, dass es gegen die Dänen mit Spielern bei großen Vereinen ein Duell auf Augenhöhe sein wird.“ Dazu kann man nur sagen: Sein Wort in des Teamchefs Foda und der Nationalspieler Ohren. Wenn das allerdings nicht klappt, dann kann man wiederum Schneckerl mit seiner üblichen Verabschiedung im Fernsehen zitieren, die inzwischen Kult ist: Gute Nacht… Österreich. Mit Schönfärberei wird man gegen Dänemark nichts gewinnen, geschweige denn die WM-Qualifikation schaffen.

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