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Doping-Causa Walejewa – himmelschreiender Skandal oder russisches Roulette

Ich weiß, ich weiß, ich kann mir dabei die Zunge verbrennen, wenn ich mich mit der Affäre um Kamila Walejewa beschäftige, dem russischen Eiskunstlauf-Wunderkind. Wäre ja fast schon antizyklisch gewesen, hätte es just bei Peking-Spielen keinen olympischen Dopingskandal gegeben. Und wen trifft´s, wenn ausnahmsweise nicht arme österreichische Schlucker involviert sind? Die bösen Russen, wen sonst, schäm´ dich Wladimir, diabolischer Putin!

Gerade jetzt, da womöglich gar ein Krieg um die Ukraine droht, gerade jetzt sind sie wieder erwischt worden, diese Wiederholungstäter – noch dazu mit Doping bei einem Teenager. Pfui Teufel! Da haben wir sie gnadenhalber nach allem, was schon vor und in Sotschi war, unter der Flagge ihres NOK laufen, springen, tanzen lassen – und dann dieser Walejewa-Schwindel, der vorerst zwar noch aber wohl bald Nicht-mehr-Team-Gold wert war. Fort mit ihnen, weg mit Schaden! Dawai, dawai!

Politisch korrekt, oberflächlich betrachtet und innerlich bereit, alles zu fressen, was da im kalten, auch medial inszenierten Doping-Krieg verzapft wird, müsste man dem vorbehaltlos zustimmen. Nichts wäre in der Tat verwerflicher, menschenverachtender, schlimmer als einen gutgläubigen, uninformierten 15jährigen Teenager wissentlich mit Medikamenten zu versorgen, die (übrigens erst seit 2014) auf der Verbotsliste stehen. Wenn´s stimmt, dann muss hart durchgegriffen werden, gar keine Frage.

Kleine Ironie am Rande, dass in dieser Causa – gefragt oder ungefragt – am lautesten eine gewisse Katharina Witt die Russen kritisiert hat. Jene feurige Eis-Carmen, die übrigens ganz in Rot und linientreu bis zur Wende vom sportpolitischen System der DDR profitiert hatte. Und ob man sich dabei mit dem Anti-Angina-Medikament Trimetazidin begnügt hat, wer weiß? Dass das Mittel auch gegen Vertigo verschrieben wird, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Es wirkt gegen – Schwindel!

Aber was den Kamila-Walejewa-Fall betrifft, so machen einen die Zeitabläufe der eher lange zurück liegenden Causa stutzig. Wenn die positive Doping-Probe am 25. Dezember 2021 genommen wurde, warum wurde sie just erst während der Spiele und da erst nach der auch dank Kamilas Glanzleistungen eroberten Team-Goldmedaille publik gemacht? Warum lag die Probe in Stockholm so lange quasi auf WADA-Eis? Hatte das etwa ganz andere Hintergründe in einer (Sport)-Welt, die leider viel zu sehr von der Weltpolitik dirigiert wird, man denke nur an die diversen Boykottbeschlüsse – ohne Rücksicht auf Verluste für die Sportler, zu deren Lasten sie gefasst wurden. Solche Fragen müssen legitim sein, ohne selbst als russophiler Doping-Anwalt hingestellt zu werden.

Klar, dass sich die Russen auf die Füße stellen und noch klarer, dass der präsidiale Teufelskerl Putin seinem Springinkerl jede Hilfe zusagt. Aber Schiedsgericht mit österreichischer Richterin hin, Schuld mit oder ohne Sühne her – wie immer da entschieden wird, ob für oder gegen Walejewa, die übrigens in Peking negativ getestet wurde, so haben die Russen den Schwarzen Peter. Nicht anders als wir Österreicher vor 16 Jahren in Turin. Nicht verhehlt soll dabei werden, dass die vermeintlichen Doping-Drahtzieher 2006 vom Präsidenten bis zum Doping-Mayer einige Jahre später vom Gericht in Susa freigesprochen wurden. Der Skandal allerdings ist unvergessen. Daran sei erinnert, wenn´s ums russische Roulette geht. Ich hoff´, ich verbrenn mir dabei nicht die Zunge, wenn ich anders als etwa unsere Chefolympier in vorauseilendem Gehorsam NICHT dem diktierten Mainstream folge.

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