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Eissternchen Olga oder: Hat große Vergangenheit doch Zukunft?

Stell dir vor, es gibt zum ersten Mal seit vielen, vielen Jahren eine Live-Übertragung im ORF von einer Eiskunstlauf-Weltmeisterschaft, aber so gut wie niemand hat das mitgekriegt, nicht einmal ein dreifacher Exweltmeister wie Emmerich „Emmi“ Danzer! Abgesehen davon, dass es sich beim Kunstlauf – mehr als bei den Preisrichtern, da sich im neuen Wertungssystem weit weniger schummeln lässt – auch um einen emotionalen „Gunstlauf“ beim TV-Publikum handelt, ist Rotweißrot heuer in Stockholm vorerst zumindest bei den jungen Damen so gut wie schon lange nicht vertreten. Wer aber, abgesehen von den Kunstlauf-Insidern, hatte davon einen blassen Schimmer? So gut wie niemand!

Wie, wo und wann hat der Verband, der sich „weltmännisch“ Skate Austria nennt, eine breitere Öffentlichkeit darauf aufmerksam gemacht, Interesse geweckt und geschaut, dass es Gratiswerbung für seinen Sport gibt, an dem sich seit Jahrzehnten schon Geister an Kostümen und Kreationen, Sprüngen und Pirouetten scheiden? Wenn überhaupt, dann so lautlos, dass es so gut wie niemand bemerkt hat! Etwa deshalb, weil die Prä-Pandemie Heim-EM in Graz bei Herren mit dem Beute-Tiroler Zandron ebenso wie mit der ebenfalls eingebürgerten Olga Mikutina, Vorarlbergerin aus der Ukraine, total in die Hose gegangen war – im Gegensatz zu den EM-Sechsten Miriam Ziegler-Severin Kiefer im Paarlauf?

Olga belehrte in Stockholm vorerst alle Zweifler oder Zauderer eines Besseren. Die 17jährige, die in dieser schwierigen Corona-Saison in Sekundär-Wettkämpfen schon gewonnen hatte und einmal Zweite geworden war, trieb zumindest im Kurprogramm den Sturzteufel der EM-Kür mit einem anspruchsvollen, fehlerlosen Vortrag ohne Punkteabzug eindrucksvoll aus. Nicht nur der Kostümfarbe wegen hätte man schwärmen können: Das Gelbe vom Ei! Platz 11 nach dem ersten Akt des WM-Debüts – so etwas hat es seit den besten Tagen der ebenfalls eingebürgerten, für meine Begriffe damals zu verhätschelten Julia Lautowa (1 x 8.) nicht mehr gegeben! Und es war auch das erste Mal seit 2013 (Kerstin Frank), dass sich überhaupt eine Österreicherin fürs Kürfinale qualifizierte!

Was immer noch von Olga in der Kür (Freitag, 18), aber auch von Ziegler-Kiefer oder Zandron folgen mag – es zeichnet sich wenigstens ein dünner Streifen am Horizont ab. Noch befindet sich ja Fräulein Olga im Teenager-Alter und auf dem Sprung vom Mädchen zur Frau, auch dank der russischen Trainerschule (Olga Romanowa) aber ist Mikutina die Pirouette in Richtung Weltklasse durchaus zuzutrauen. Und obschon sie mit ihrem Namen den Migrationshintergrund nicht verbergen kann, so hat sie sich auch sprachlich längst so gut eingebürgert in der neuen Heimat, dass sie sozusagen von Kopf bis Fuß zu Österreich gehört.

Jetzt muss noch der Verband, sprich: Skate Austria, den Mut haben oder keine Angst vor der Courage, um seine Zukunftshoffnung(en) auch medial in die Auslage zu stellen. Sportlich haben Frust und Frost lange genug gedauert, jetzt aber deutet alles darauf hin, dass das Eis endlich gebrochen ist.  Zeit wär´s für eine ehemalige Großmacht, die in Gold, Silber, Bronze aufgewogen wurde. Von Herma Szabo über Karli Schäfer, Eva Pawlik, Kurt Oppelt-Sissy Schwarz, Ingrid Wendl, Hanna Eigel, Hannerl Walter, Emmi Danzer, Wolfgang Schwarz, Trixi Schuba bis zu Claudia Kristofics-Binder, dem letzten goldenen Hurra. Wer weiß, vielleicht macht Mikutina die Karriere, die man sich von Lautowa erhofft hatte? Ein Anfang scheint gemacht, dass die Vergangenheit auch wieder Zukunft hat. Es wär´so schön wie der Kunstlaufsport. 

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