Da ja gerade ein Machtkampf um das ÖOC tobt, da ja gerade eine ganz spezielle Gruppe alles daransetzt, die aktuelle Führung mit allen Mitteln zu stürzen, scheint´s an der Zeit, ein bisschen in die heimische Sportbürokratie, Spitze wie Breite, Jacke wie Hose, zu leuchten. Keine einfache Sache, sich einen raschen Weg mit schnellem Überblick zu verschaffen, weil man sich in einem dschungelähnlichen Dickicht befindet, wobei man der einen wie der anderen mehr oder wichtigen Person in verschiedenen Rollen immer wieder begegnet – und am seltensten, um das genau so zu sagen, wie es ist, teils sogar akademisch gebildeten ehemaligen echten Spitzensportlern, die Österreichs Fahnen bei Olympia-, Welt- und Europameisterschaften hochgehalten haben.
Damit ich Ihnen, werte Blog-Leser, einen Eindruck vermitteln kann, auf wie vielen Normal-, aber auch Schmalspurgleisen der heimische Sport mehr entgleist als läuft, werde ich jetzt die Fülle an Instanzen und Institutionen aufzählen, in denen selbstredend Fixangestellte, aber auch – um eben diese Gruppe nicht in einen Topf zu werfen – viele engagierte Ehrenamtliche, die sich einen Hax´n aus-, um nicht zu sagen: den Arsch aufreißen, ihr Geld verdienen. Halten Sie also die Luft an, wenn ich jetzt zu zählen beginne:
BUNDESMINISTERIUM für Kunst, Kultur, Öffentlichen Dienst und SPORT (als letztes Anhängsel dzt. beim grünen Vizekanzler Kogler), dessen FP-naher Sektionschef einige Untersektionen betreuen und aufpassen muss, dass er keinen Fehltritt macht.
SPORT AUSTRIA, vormals BSO (Zusammenschluss der mehr oder weniger politischen Dach- und den jeweils so oder so dominierten Fachverbänden; 60 ordentliche, dazu a. o.-Mitlieder, Ehrenmitglieder, Frauenbelange), unter Vorsitz des Ex-Burgenland-LH´s Hans Niessl (SP, Ex-Regionalliga-Kicker, Frauenkirchen) mit 2 Vizepräsidenten (Krist, SP/Eschlböck, American Football, hierzulande Amateur-Niveau, trotzdem für Spitzensport verantwortlich!), 1 Geschäftsführer (Bischofter VP-nahe), erweitertes Präsidium (12 Personen, darunter Surf-Olympiasieger Sieber und Ex-Ministerin Rauch-Kallat und WK-Wien-Chefin Jank, Paralympics).
BUNDES-SPORT-GMBH, vorgestellt noch vom damaligen „Sportminister“ Doskozil (SP) als Fördergelder-Verteiler, 2 Geschäftsführer (Sportchef: Clemens Trimmel, glückloser Ex-Tennisprofi, ÖTV-Sportdirektor und Daviscup-Kapitän i. R., dazwischen Bwin; kfm. Chef, zuständig für Bundessportheime etc.: Michael Sulzbacher (SP-nahe). Ob die kolportierten/bei Bewerbung versprochenen Jahresgehälter (noch) stimmen, weiß ich nicht, werde sie daher auch nicht nennen.
ÖSTERREICHISCHES OLYMPISCHES COMITE (ÖOC), aktuell noch unter Führung von Präsident Karl Stoss (Versicherungs- und Casino-generaldirektor i. R.), 3 Vizepräsidenten und Generalsekretär Peter Mennel (VP-nahe). Aktueller Schlagabtausch via Medien (Standard, Kurier, Falter etc) um Führungsansprüche. ÖOC unterstützt aus der Vereinskassa zusätzlich die auch anderswo (teils zu wenig) geförderten Medaillenhoffnungen wie etwa Schwimmer Auböck u. a.
ÖSTERREICHISCHE SPORTHILFE unter Vorsitz von Susanne Riess-Hahn (FP-Vizekanzlerin a. D; VP- nahe Wüstenrot-Generalin), Geschäftsführer: Gernot Uhlir. Vorstand besteht aus 16 Mitliedern (inkl u. a. Riess-Hahn, Stoss, Schirmherr Kogler).
Die drei großen Sport-Dachverbände Askö, Asvö, Union.
ASKÖ (alle Ansprechpartner: Innen Bundesgeschäftsstelle, 27 Personen). Vorsitz NR i. R. Hermann Krist, Generalsekretär Michael Maurer (Handball-Nationalspieler i. R.)
SPORTUNION: Vorstand unter Vorsitz von Peter McDonald (7 Personen, auf Ex-Gold-Kanutin Yvonne Schuring als Vizepräsidentin bis 2023 folgt Beate Taylor-Schrott, Olympiafinalistin 2012 100m Hürden, Rekordlerin)
ASVÖ unter Vorsitz von Präsident Christian Purrer, 4 Vize (darunter Sportmedizin-Pionier Professor Paul Haber), 1 Geschäftsführer, weitere 13 Präsidiumsmitglieder (inkl. Tirol-Fußballpräsident Geisler).
LEISTUNGSSPORT AUSTRIA (vormals IMSB, Gründer Hans Holdhaus, 1982, in Ungnade), Sitz Südstadt, Vorsitz: Christina Toth, Rechtsanwältin, Interims Tennispräsidentin, Wolfgang Gotschke, vormals Sportministerium; Das Team (Sportwissenschaft, Sportmedizin, Sporttherapie) umfasst insgesamt 31 Personen (darunter auch ORF-Sport plus-Vorturnerin Heidi Sykora).
ÖSTERR. INSTITUT FÜR SPORTMEDIZIN; Schmelz, Vorsitz: Uni-Prof. Jürgen Scharhag, insgesamt 9 Mitarbeiter: innen.
Beim Marsch durch die Instanzen will ich auf die ganz sicher vielen regionalen Unterorganisationen eines Großteils der angeführten Verbände/vereine gar nicht eingehen, weil man damit nicht nur ein Buch, aber auch die Sportkassa ganz ordentlich füllen könnte, um sich da wie dort auch international anerkannte Spitzentrainer (statt manch heimischer Versorgungsposten) zu leisten, die unserem in der Regel von individuellen Ausnahme-Athleten profitierenden Sport schnellere Beine, schlagkräftigere Hände und stärkere Nervenkostüme verschaffen.
Die Abermillionen, die der Verwaltungsapparat verschlingt, mögen zwar da und dort für zusätzliche Arbeitsplätze sorgen, zwischen Input und Output, wie man auf Neudeutsch sagt, liegen aber sportlich Welten. Wär´s anders, würd´s ja nicht heute noch Ö-Rekorde in klassischen Disziplinen geben, die 20 bis 50 Jahre allen Angriffen standhalten, was nicht nur (unter vorgehaltener Hand) mit Dopinggerüchten zu tun nat. Lean Management scheint im heimischen Sportgetriebe jedenfalls ein Fremdwort zu sein – im Gegensatz zum Filz, der sich eingenistet hat. Aber warum sollte hierzulande der Sport anders ticken als die Politik(erInnen), die ihn seit Jahrzehnten mit einem unschuldigen Augenaufschlag dirigiert (en) und diktiert(en)?
Nichtsdestotrotz klopft man sich am kommenden Tag des Sports stolzgeschwellter Brust von links nach rechts gegenseitig auf die Schulter. Wär´ net Österreich, wär´ net ein Hauch von Raimunds Verschwender, viel flott und wenig well, mit im Spiel…