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Foda-Nachfolge: Drehen wir uns im Kreise oder schauen wir über den Tellerrand?

Noch 90 Spielminuten und ein paar Zerquetschte dazu, dann ist er Geschichte als Teamchef, der steirische Deutsche Franco Foda, der so gerne unsere Hymne singt, offenbar stellvertretend für A & A, die nie bei Stimme sind, was das betrifft. Nach ziemlich langer, reiflicher Überlegung war Foda zum Entschluss gekommen, lieber selbst abzudanken statt abgedankt zu werden, was mit einiger Sicherheit der Fall gewesen wäre. Und wenn man ihn jetzt noch mit Bilanzen weglobt, die ihn über fast alle Teamchefs und sogar auf eine Stufe mit dem unsereins nur aus historischen Überlieferungen bekannten Wunderteam-Erfinder Hugo Meisl stellt, dann ist´s an der Zeit, diese irrelevanten Vergleiche von Birnen mit Äpfeln oder Sonne mit Mond zu zerpflücken.

Natürlich stimmt es, dass Franco Foda mit der erfolgreichen Euro-Qualifikation und dem Achtelfinale etwas gelungen war, was vordem kein Teamchef erreicht hatte, das steht ja außer Diskussion. Aber einmal abgesehen davon, dass sich andere Teamchefs unter teils ganz anderen, schwierigeren Vorzeichen auch für eine WM qualifiziert haben, gab´s vor der politischen Wende in Europa mit ganz wenigen Ausnahmen a la Zypern, Luxemburg oder Malta eher schwere Brocken als Gruppengegner in den Ausscheidungen und keine Gibraltars, San Marinos oder Andorras, um nur ein paar von solchen Zwergenzwergen zu reden.

Ja, früher einmal ging´s nur gegen Kaliber wie Deutschland, England, Italien, Spanien, Frankreich, Ungarn, Jugoslawien, CSSR, Sowjetunion, ehe sich vor allem der ehemalige Ostblock-Teil sozusagen zerstückelte, man nehme nur das Jugo-Beispiel, das sich in Serbien, Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro und (Nord)-Mazedonien aufteilte. Und nicht anders verhielt es sich mit der UdSSR, dem ersten Europameister (1960), aus dem u. a. Ukraine, Litauen, Lettland, Estland, Georgien, Armenien, Aserbeidschan und Kasachstan schlüpften. Wie diese Geschichte lehrt, so verzerren Vergleiche von einst und jetzt die Länderspiel- und Qualifikations-Bilanzen. Andersrum gesagt: Gut frisiert, ist doppelt geschönt …

Wenn hierzulande der Fußballberg kreißt, dann mausern sich immer wieder die gleichen Namen als einzig wahre Kandidaten….

Also belassen wir´s dabei, dass es unter Foda zwar auch einige Highlights gab, die Höhepunkte aber immer mehr zur Mangelware wurden. Ob gute oder schlechte Nachred´, das ist inzwischen Makulatur, es stellt sich allerdings die Frage, ob sich getreu dem Prinzip: Mitgehangen, mitgefangen nicht auch der Sportdirektor, der ihn geholt hat und in Nibelungentreue zu ihm gestanden ist, den Hut nehmen müsste statt über die Nachfolge seines scheidenden oder besser: schon geschiedenen Herzenstrainers nicht nur zu sondieren, sondern wieder mitzuentscheiden. Ohne den betreffenden Herren jetzt nahetreten zu wollen, so kann´s ja nicht der Weisheit letzter Schluss sein, dass in der Post-Foda-Ära just jene Namen als Alternativen genannt werden, die laut Direktor Schöttel schon in der Prä-Foda-Wahl zur Diskussion gestanden waren.

Ob Stöger oder Herzog, ob violette oder grünweiße Schlagseite, ob unbedingt rotweißrote Lösung – irgendwie hat man das Gefühl, dass sich auch dank manch medialer Lobby hier immer wieder alles nur im Kreis dreht statt eines womöglich gewagten Versuches, den gordischen Knoten zu durchschlagen. Jetzt kann man zwar darüber streiten, ob die beiden Servus-TV-Gesprächspartner Florian Klein und Stephan Maierhofer besonders aussagekräftig bis repräsentativ sind – immerhin aber haben sie gelehrt, dass es wichtig wäre, auch über Kandidaten zu reden, die nicht nur medial (noch) nicht am sogenannten Radar sind, wie man auf Neudeutsch sagt.

Und das beschränkt sich keineswegs auf den ins Nachfolge-Spiel gebrachten kroatischen Berliner Niko Kovacs, der in Salzburg gespielt, dort als Nachwuchstrainer erste Sporen verdient und – blaue Briefe (Bayern, Monaco) hin oder her – mit Frankfurt den DFB-Pokal und mit Bayern das Double gewonnen hat. Auch er ist nur einer von mehreren Kandidaten, die in Frage kommen könnten, deren Namen man aber besser nicht nennt, um sie nicht auszuscheiden. Dem ÖFB samt seinen Neo- oder Noch-Granden sei aber ins Stammbuch geschrieben:  Wer über den üblichen Tellerrand hinausschaut, der kann leichter Eintopf gegen Feinkost tauschen. Vorausgesetzt, das Spielglück ist hold.

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