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Foda und Thiem: Zwei Sportarten, zwei Namen, zwei Realitätsverweigerer

Sport ist bekanntlich die schönste Nebensache der Welt. Das mag schon stimmen, trifft aber auf jene natürlich nicht zu, die davon leben. Für Profisportler/Trainer also müsste es das Wichtigste sein, was es in ihrem Leben gibt. Dazu gehört natürlich auch Selbstvertrauen, eine der Essenzen, um Erfolg zu haben. Dazu gehört aber auch, wenn´s nicht so läuft, wie man sich das wünscht, die nötige Selbsterkenntnis als erster Weg zur Besserung. Hierzulande allerdings, so scheinen zwei (Anti-Muster-)Beispiele zu belegen, haben Realitätsverweigerer Hochsaison, der eine am Ende vieler verkorkster Gelegenheiten, der andere am Neubeginn einer endlos langen Spielpause.

Sie wissen natürlich, von wem die Rede ist, eh klar. Zum einen von Franco Foda, dem Teamchef, der zum Abdanken mit einem mühsamen 2:2 gegen die Schotten im Duell um des Kaisers Bart seinen schärfsten Kritikern aus der Branche noch kräftig einschenkte. Zum anderen von Dominic Thiem, der nach dem Erstrunden-Aus ohne Satzgewinn beim Comeback-Turnier in Marbella gegen den unbekannten Argentinier Pedro Cachin sich sehr zufrieden mit seinem Tennis zeigte.

Der eine, also Foda, strapazierte wieder seine tolle Statistik, die die drittbeste Teamchef-Bilanz aller Zeiten wäre, die man eigentlich hochjubeln müsste statt ihn zum Teufel zu wünschen. Und wo der eine sich dagegen verwahrt, sein Licht unter den Scheffel zu stellen, sprach der andere von einem ersten, gelungenen Schritt zurück, bei dem es nur noch am Fine-Tuning gefehlt habe, das ganz sicher mit gesteigerter Spielpraxis über kurz oder lang wieder den alten Dominic Thiem ans Tageslicht befördern werde. Angesichts dieser Aussagen da wie dort, ganz zu schweigen vom ewigen Herumeiern des ÖFB-Sportdirektors (OÖ-Landespräsident: „Unser einziger Experte!“), seien doch einige Anmerkungen erlaubt, nein: sie müssen sogar gesagt sein.

Anders als viele seiner Vorgänger wird die Foda-Bilanz, einmal abgesehen von der maßlos überschätzten 2020-Euro, durch Erfolge gegen dritt- und viertklassige Gegner, die es früher gar nicht gegeben hatte, ganz eindeutig verzerrt. Und wenn er trotzdem darauf pocht, dann sollte man ihn auch daran erinnern, dass seine Mannschaft, die er so stolzen Hauptes mit Wehmut verlässt, nicht ein Match gegen einen in der Weltrangliste besser platzierten Gegner gewonnen, die direkte WM-Quali verpasst und das letztlich gegen Bale verlorene Pay-off nur durch die neue Hintertür erreicht hat. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass die Art des Fußballs, auf die der gute Franco setzte, zum  einen nicht nur in eine sportliche Abwärtsspirale geführt hat – es war auch eine Fußballform, der die Fans in Scharen den Rücken kehrten, das haben ja 6600 Zuschauer, darunter noch dazu Scharen an lautstarken Schotten, im gähnend leeren Happel-Stadion bestätigt. Viel hat zum Corona-Verbot nicht mehr gefehlt.

Womit wir beim nächsten sind, dem der Realitätssinn inzwischen abhandengekommen zu sein scheint. Oder muss man von einem verbalen Trapezakt des schelmisch „Zirkusprinz“ genannten Dominic sprechen, wenn Thiem sagt, wie schön, wenn nicht toll es gewesen wäre, wieder vor Publikum spielen zu können. Ganz so, als wäre der kleine Center Court im Puente Romano-Club prall voll und er als ehemaliger Grand-Slam-Sieger und Weltranglistendritter beim mehrmals verschoben Comeback ein Ticketseller gewesen. Wenn sich, was jeder ORF-Sport+-Augenzeuge (wo war der Thiem-Schrittmacher Servus-TV?) bestätigen kann, nur zwei- bis dreihundert Unermüdliche auf den Tribünen versammelten, dann muss unser Comeback-Kid schon alles doppelt gesehen haben.

Und wenn Thiem von einem guten Schritt vorwärts spricht, wenn er gegen die selbst für manch Experten vordem nicht einmal namentlich bekannte Nr. 228 oder doch aktuell 241 verliert, dann hat diese Aussage sozusagen Foda-Format. Es ist wirklich Zeit, dass heimische Topsortler und ihre verlängerten Arme der Wahrheit ins Gesicht schauen statt sich allerorten Vehikel zu suchen, die ihrer Realitätsverweigerung noch Ausdruck verleihen…

PS: Um allem noch die Thiem-Dornenkrone aufzusetzen, wurde der arme Dominic kurz nach dem verpatzten Comeback positiv auf Corona getester. Womit trotz milder bis kaum Symptomen jetzt auch das Comeback auf ATP-Level in Marrakech wackelt. Ja, wenn der Herrgott net wüll, dann … darauf kann sich jetzt jeder selbst seinen Reim machen…

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