Fussball

Forever Jogi, oder was?

 Es gab mit dem 0:6 in Spanien die – um im teutonischen Ton zu schreiben – ärgste Klatsche der Nachkriegszeit für den vierfachen Weltmeister Deutschland, aber keine Konsequenzen. Im Klartext: Nichts da mit einem neuen Besen, der alten Kram wirklich wegkehren würde. Und wieso bleibt Jogi, der ins Kreuzfeuer vieler Kritiker geraten war? Nicht zuletzt auf Empfehlung von Oliver Bierhoff, dem Ex-Goalgetter, bestätigte das DFB-Präsidium den schwäbischen Beschwichtigungsapostel als alten, neuen Bundestrainer.

Wie bitte, auf Empfehlung von wem? Nichts gegen Bierhoff, der nicht nur Golden Goals schoss, sondern auch diplomierter Betriebswirt ist, aber als Teammanager fast so etwas wie das Alter Ego von Löw war und jetzt weiter ist. Statt mitgefangen, mitgelitten und mitgehangen heißt das ja, dass einer der Mitangeklagten den Hauptangeklagten in diesem offenbar nur vorgetäuschten Prozess und einer vorhersehbaren Urteilsfindung entscheidend entlasten durfte. Andersrum: Mit mir als Manager, meine hohen Herren, ist unser aller Jogi der beste aller Teamchefs.  

Und wenn das DFB-Präsidium rund um den Freiburger Keller dann noch die Dreistigkeit hat, davon zu schreiben, dass eine Pleite noch lange kein Maßstab sei und mit Jogi Löw ungeachtet des einmaligen Ausrutschers die erfolgreiche Erneuerung der Mannschaft fortgesetzt werde, dann muss man sich fragen, wie lange sich Fans, Fußvolk und auch Medien noch frotzeln lassen wollen. Forever Jogi, oder was? Wann, bitte schön, hat die deutsche Mannschaft groß aufgetrumpft seit dem WM-Flop von 2018?

Sind die DFB-Granden etwa mit Blindheit geschlagen oder sehen sie Spiele der deutschen Mannschaft mit ganz anderen Augen als unsereins, der im TV verfolgte, wie die unterlegenen Deutschen gegen Abschluss-Versager aus Tschechien als zweite Geige 1:0 siegten. Oder mehr Glück als Verstand hatten beim 3:1 gegen Corona-geschwächte Ukrainer, die zweimal Aluminium trafen. Wenn das der Weg einer vielgepriesenen Erneuerung ist, der erst ans EM- und dann ans WM-Ziel Qatar führen soll, dann lügt sich der DFB ganz sicher in den eigenen Sack.

Löw hatte schon seine Meriten, keine Frage, aber die Zeit ist über ihn hinweg gegangen. Längst ist er zum Klotz am Bein geworden. Ja, er selbst symbolisiert in seiner gespielten oder gar echten Unerschütterlichkeit bis hin zur totalen Null-Emotionalität eines ewigen Sesselklebers die Stagnation der Nationalmannschaft und keinesfalls deren zukunftsträchtige Erneuerung. Alles andere ist, ebenso wie die DFB-Aussendung und die Rückendeckung durch Bierhoff, nichts als eine Botschaft verkehrter Tatsachen, der irgendwann der Offenbarungseid auf dem Feld folgt. Wie schon beim 0:6 in Spanien…

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