Aus und vorbei. Leider. Das Misolic-Märchen von Kitzbühel hatte doch kein Happy End. Auch wenn der Austro-Kroate vor allem in den ersten Games noch toll mitspielte, sogar mehrmals Breakchancen gegen den routinierten spanischen Favoriten Roberto Bautista Agut vorgefunden hatte – am Ende des Tages und des Endspiels offenbarte sich halt doch die Differenz zwischen einem Top-20-Spieler und einem Jung-Twen, der normalerweise auf der zweiten Turnier-Ebene daheim ist, wo er in einem mehr oder weniger kroatischen Zagreb-Finale auch seinen ersten Challenger-Titel errungen hatte.
Mit den ersten Siegen auf ATP-Level, die er in dieser epochalen Woche feierte, tankte Filip nicht nur immer mehr Selbstvertrauen, der mit 1,81m gegen den allgemeinen Tennistrend eher kleiner geratene, aber technisch gut ausgebildete Misolic wuchs mit Heimvorteil und Publikumsunterstützung mit Aufgabe und Herausforderung, bis … ja, bis dann ein ganz anderes Kaliber auf ihn zukam als Gegner wie Yannick Hanfmann oder Pablo Andujar, inzwischen 37 und ein Auslaufmodell, das sich mit 14 Doppelfehlern in zwei Sätzen selbst abservierte.
Nein, nein, hier geht es beileibe nicht darum, eine höchst positive Kitzbühel-Sensation abzuwerten, ganz und gar nicht. Nichtsdestotrotz aber wär´s für Filip Misolic wichtiger als alle überschäumenden Lobeshymnen, diesen ersten, wirklich märchenhaften Siegeslauf, der ihn auch im Ranking ganz schön nach vorn bringt, so schnell und gut wie möglich bei den kommenden Einsätzen unter Beweis zu stellen.
Immerhin wäre er ja mittlerweile so gut platziert, dass er auch Grand-Slam-Qualifikationen (wie die US-Open) spielen dürfte, Also gemessen an der Situation vor den Generali Open unter Horn und Hahnenkamm ein Quantensprung. Aber wie schon des Öfteren als Vergleich zitiert, so liegt´s am demnächst 21jährigen, den ebenso kometen- wie märchenhaften Aufstieg so zu bestätigen wie ein Break in einem Match.
Wie schwer aber so etwas sein kann, das hat man am Beispiel früherer Kitz-Überraschungssieger wie Klizan oder Kecmanovic gesehen, die über gehobenes Mittelmaß nie hinausgekommen sind. Darum sei vor allzu euphorischen, aber umso griffigeren Schlagzeilen gewarnt. Wenn von Wunderkindern die Rede ist, dann ist Filip Misolic bei allem Respekt vor der Kitz-Serie noch ganz schön weit weg vom zwei Jahre jüngeren Teenager Carlos Alcaraz. Und auch vom gleichaltrigen Südtiroler Sinner, der im kroatischen Umag das Traumfinale gegen den spanischen Senkrechtstarter bestreitet. Ein noch so überraschendes 250er-Endspiel nach atemberaubenden Siegen macht vorerst nur einen neuen Hoffnungsträger, aber noch keinen neuen Star a la Thiem oder ehedem Muster…
Ihm dieses Mäntelchen umzuhängen, könnte zu einer drückenden Last werden. Und in Zwangsjacken übertrienener Erwsrtungen bleiben grosse Erfolge oft gefesselte Fantasie.