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Fürs größte Eisschnelllauftalent seit Hadschieff gibt´s nur Kleingeld

Wenn bei Wetterglück und mit Verspätung die ersten Medaillen bei der Alpinen Ski-WM in Cortina d´Ampezzo vergeben werden, gehen die weltbesten Kufenflitzer in Heerenveen (Holland) in die  Einzelstrecken-Weltmeisterschaften. Mittendrin in der Medaillenjagd auch die Ex-Welt- und Europameisterin Vanessa Herzog, die nach ihrem ersten Podest der kurzen Corona-Saison neuen Mut getankt, viel Selbstvertrauen inhaliert, Verunsicherung abgestreift und – unterstützt vom Trainergatten Tom – mehr als eine Portion Hoffnung für die 500er-Sprints geschöpft hat. Auch wenn vor allem im Massenstartrennen nichts ausgeschlossen sein muss, sondern fast alles möglich sein kann, so ist der 20-jährige Tiroler Gabriel Odor, Ex-Juniorenwelt- und Vizeweltmeister, bei seinem „großen“ WM-Debüt vorerst eher nur dabei.

Nicht nur für ihn, sondern auch Österreichs (Eis-)Sport war´s schon eine tolle Sache, dass sich der dankbare Sportsoldat trotz harter WM-Limits/Beschränkungen auf Anhieb sowohl für den Massenstart als auch – als jüngster aller WM-Läufer – über 1500m qualifiziert hat, noch dazu als Nr. 13 im Ranking, vielleicht sogar schon als eiserne Reserve zum Auftakt für die 5000m, sollte der eine oder andere ausfallen. Kurzum, Rotweißrot hat mit dem Jung-Twen (noch) nicht aktuell, aber für die Zukunft ein echtes Ass im Ärmel, von dem Experten meinen, es könnte auch bei ganz großen Events ein echter Trumpf werden, der sticht. Was aber die saisonale Unterstützung betrifft und die Förderungen anbelangt, so ist Schmalhans eher Küchenmeister, weil der (Randsport)Verband A. I. R. (Austrian Ice Racers nach Vorbild von Home-Office und Co) erstens nicht im Geld schwimmt, zweitens Vanessa als Sportlerin des Jahres 2019 natürlich Priorität hat, und es drittens schon immer so war, dass der (halb-)staatliche Rubel erst zu rollen beginnt, wenn man sich lange genug bis zum (Erfolgs-)Begriff hochgedient hat.

Was Gabriel Odor betrifft, der zuletzt Topzeiten erzielt hatte, die – wenn überhaupt – nur Beute-Österreicher aus Holland unterboten hatten, so dient er als laufender Beweis, wie man wenig unternimmt, damit ein Toptalent das Beste aus sich machen kann. Also schön der Reihe nach, wie die beste aller Förderungen für das größte Talent seit Michael Hadschieff ausschaut. Gabriel darf immerhin schon seit Wochen in der „Holland-Blase“ leben und laufen, muss aber in einem Neben-Ort wohnen und nicht im Hotel neben der klassischen Eisbahn. Nicht etwa, dass ihn das stören würde, im Gegenteil: “Ich bin in 15 bis 20 Minuten da!“ Ein Klacks.

Eher suboptimal bis kontraproduktiv hingegen die Tatsache, dass Odor seit Wochen im Solo ohne Betreuer-Freund, Teilzeit-Gegner und Immer-noch-Rekordhalter Linus Heidegger auskommen, aber noch dazu auf einen Masseur verzichten muss, der zuletzt in der kurzen Spanne nach Massenstart und vor 1500er („Mein WM-Ziel ist es, die 1:46 zu knacken, aber vier Wochen Hochform, ob das geht…?) seine angespannten Muskeln kneten hätte können  bzw. bei der WM würde. Selbst in die Tasche greifen, womöglich ziemlich tief, um privat Massagen zu bezahlen, ist angesichts der doch eher bescheidenen Fix-Zuschüsse für ihn noch ein Ding der Unmöglichkeit. Immerhin bedeutet der monatliche Bundesheer-Sold die (Überleben-)Garantie für das größte Eisschelllauftalent des Landes. Aufgefettet durch Sporthilfe, die eher „Spotthilfe“ gleicht mit 100 Euro Zuschuss per Monat. Jawohl 100 Euro – im Monat! Pssst! Immer noch besser als in die hohle Hand, nicht wahr. Und schließlich hat er ja auch einen privaten Gönner, der ihm einen fahrbaren Untersatz zur Verfügung stellt, der deshalb ins Aug springt, weil der „Eis-Mann“ dank „Riviera“ (u a. Franzbranntwein etc.) wenigstens mobil ist. 

Na ja, man kann als Vorschuss auf eine vielleicht veredelte Zukunft (noch) nicht viel mehr oder gar alles verlangen und haben. Soll der junge Hupfer erst einmal beweisen, dass Hürden für ihn schon vor (Wett-)Rennen da sind, überwunden zu werden. Wenn er´s schafft, können wir ja weitersehen. Ist diese (sportbürokratische) Einstellung womöglich einer der Gründe, warum hierzulande nach fetten Jahren fast überall meist magere folgen, weil versäumt wurde/wird, noch unbekannte, hochveranlagte, aber fürs Scheinwerferlicht noch untaugliche  Nachfolger(innen) aufzubauen? Im Interesse nicht nur Odors muss man geradezu beten, dass der Jung-Tiroler kein typisch österreichisches Schicksal erlebt/erleidet, das er mit vielen unerfüllten Vorgänger-Hoffnungen in allen möglichen Sportarten teilt…

PS: Neben dem Top-Duo starten auch eine eingebürgerte Tschechin (Kerschbaumayr/ova) jund Molna.

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