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Gala für die Beletage, wo aber bleibt der Sport in der Politik?

Schon deshalb, weil die Vorauswahl in den wichtigsten Kategorien nur Topkandidaten präsentiert hatte, gab´s bei der Wahl zu Sportler und Sportlerin des Jahres keine wirkliche Überraschung mehr. Überraschend für mich war hingegen, dass sich die Sensationsolympiasiegerin Anna Kiesenhofer nach einigen Ehrenrunden offenbar schon so ans Rampenlicht gewöhnt hat, dass sie sich da richtig wohlzufühlen schien.

Na ja, gut Ding braucht eben Weile, um richtig einzusickern. Unter die Haut ging das Sportler-mit-Herz-Projekt, das einem Querschnittgelähmten mit einem Spezialgerät erlaubt, wieder dem Wasserskilauf zu frönen. Auch die Idee, ehemalige SportlerInnen des Jahres auf die Bühne zu holen, fand ich persönlich richtig, wichtig und gut, um Geschichte und Geschichten mit den großem Momenten des heimischen Sports noch einmal aufzublättern.

Dabei aber hab´ ich unter den älteren Stars einen Mann vermisst, der es nicht weit ins Konzerthaus gehabt hätte, weil er Wiener ist und nicht weniger als dreimal Weltmeister und viermal Europameister im Eiskunstlauf war, nämlich Emmerich Danzer. Und wo war Ilona Gusenbauer, die erste echte Frau, die den Hochsprungweltrekord der umstrittenen Rumänin Yolanda Balas überboten, EM-Gold und Olympia-Bronze gewonnen hat. Immerhin war sie ja kürzlich auch dabei, als ihr in Mittelamerika überfallener, angeschossener Sohn ein Buch in Wien präsentierte?

Nichtsdestotrotz muss gesagt sein, dass die Gala-Nacht des Sports sich immer mehr zu einem tollen Event ausgewachsen hat, dem sogar die Spitzen des Staates mit Bundespräsident VdB und Sportminister die Ehre gaben und Aufwartung, wobei das Hoppala des Moderators ebenso wie manch Maier-Spruch und Klammer-Schmäh dem Ablauf menschliche Züge verliehen.

Was die Gala betrifft, ist der Sport sozusagen unterwegs zur Beletage. Was seinen Stellenwert in der Tages- und Bundespolitik betrifft, ist er nicht einmal ein Hinterbänkler, sondern in den Regierungserklärungen und bei den Parteien mitunter nicht einmal eine Notiz oder der Rede wert. Na, das wär´ doch was, wenn alle, die sich sonst über alles echauffieren, was andere machen, auch da einmal den warnenden Zeigefinger heben würden statt in Livesendungen so tun, als ob. Es herrscht nämlich über alle Ehrungen hinaus immer noch großer Handlungsbedarf im heimischen Sport. Darüber können glänzende Abende und lauter Beifall nicht hinwegtäuschen.

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