Natürlich gab´s in Rogan-, Jukic-, Podo- und Nadarajah-Zeiten noch mehr Medaillen als jetzt mit zweimal Bronze bei der Kurzbahn-EM der Schwimmer(innen) im sibirischen Kazan. Noch erfreulicher und zukunftsweisender aber war die Tatsache, dass in Abwesenheit des dreifachen Olympiafinalisten und Vize-Europameisters Felix Auböck und der Neo-US-Legionärin Marlene Kahler eine ganze Reihe an zusätzlichen Finalplätzen, Kurzbahn-WM-Limits und Kurzbahn-Rekorden erreicht wurden, die einen Fortschritt auf breiterer Basis signalisieren, da muss man nur die Namen Bernhard Reitshammer, Heiko Gigler, Christopher Rothbauer, Simion Bucher, Caroline Pilhatsch und Nina Gangl, 17, nennen.
Kraulsprinter Heiko Gigler (l.) us Spittal und Bronze-Gewinner Bernhard Reitshammer ließen ihre Muskeln spielen.
Diese fast schon geballte Ladung an rotweißroter Mannschaftsstärke übertraf, das sei gesagt, viele Erwartungen und weckt auch große Hoffnungen, was die kommenden Herausforderungen betrifft, die da heißen: Kurzbahn-WM in Abu Dhabi vor Weihnachten, Langbahn-WM 2022 (Mai) in Fukuoka, wo einst Rogan und Podoprigora sensationell zu WM-Silber geschwommen waren, und dann noch die Langbahn-EM 2022 (August) in Rom, wo es so nebenbei die letzte Langbahn-WM-Frauenmedaille durch Mirna Jukic gegeben hatte.
Womit ich, der notorische Realist und alles andere denn Pessimist, den warnenden Zeigefinger hebe, aus dem pompösen Gesamtergebnis, für heimische Begriffe fast schon ein Gesamtkunstwerk, die womöglich falschen Schlüsse zu ziehen. So toll die einzelnen Zeiten und Resultate, so muss man auch den ungewöhnlich frühen Zeitpunkt dieser Kurzbahn-EM ins Kalkül ziehen, zumindest vier Wochen vor dem üblichen Termin, zu dem dann die Kurzbahn-WM in Szene geht, die für viele Schwimmer(innen) höheren Stellenwert und daher in der Vorbereitung auch absolute Priorität hatte, das bestätigt uns ja auch Felix Auböck, der das erste Höhentraining seiner Karriere in der Sierra Nevada möglichen Medaillengewinnen in Kazan vorgezogen hat.
Und das gilt auch für andere Europäer, abgesehen davon, dass in Abu Dhabi dann nicht alle, aber doch ein Teil der absoluten Topstars aus Nord- und Südamerika, China, Japan und Australien am Start sein werden, es also dort viel, viel schwerer sein wird, hohe Wellen zu schlagen. Das sei deshalb betont, damit dann, wie es in diesem Lande üblich ist, nach Hochrufen und Lobeshymnen dann zu harte Kritik geübt oder gar der Mantel des (Ver)Schweigens ausgebreitet wird. Der eine oder andere Finalplatz oder gar die eine oder andere Medaille bei den kommenden, weit schwierigeren, besser besetzten, selektiveren Welt- und Europameisterschaften wären zumindest so hoch einzuschätzen wie die tollen Medaillen, die etwa die Leichtathleten von Ivona Dadic, Verena Mayr-Preiner bis zu Weißhaidinger schon auf ihrem Konto haben.
Darum auch hätten sich die Schwimmer(innen) im Vergleich zu vielen anderen heimischen Sportarten längst den einen oder anderen Privat-, wenn nicht Generalsponsor verdient, der sie noch einmal beflügelt, oder ihnen, besser gesagt: Flossen statt Flügel verleiht, damit sie in und mit Rekordzeiten auch das mediale Interesse wecken….