Klimawandel hin, Schneemangel her, wenn Funktionäre lauthals verkünden, dass es sich beim Skirennsport oder Skisprunglauf inzwischen ja längst um einen Ganzjahressport handle, dann … Ja, dann heißt das noch lange nicht, dass es den nächsten Winter schon so ausgiebig hereinschneit, bevor seine Zeit eigentlich erst kommt. Warten wir einmal ab, ob es Lech/Zürs schafft, das Wetter wie die Natur mit Hilfe der Technik und der Freiwilligen, die Hand anlegen, zu überwinden.
Irgendwie paradox bis widersinnig hab´ ich hingegen empfunden, dass die Skispringer den Weltcupwinter im polnischen Wisla angesichts fehlenden weißen Untergrunds dort austragen, wo sie den Sommer überbrücken – in einer Keramikspur und auf grüner Matte wie Wiese, die mit Wasser besprengt werden, damit die Skispringer besser rutschen und flutschen. Andersrum gesagt: Eigentlich hätte sich Wisla besser als Finale im Sommer-Matten-GP denn als Winter-Premiere ohne Schnee angeboten …
Ob so oder so, die rotweißroten Adler und Geierwallis trieben in Polen den Frust aus, den die in Sölden (unter Wert?) deklassierten Alpinen hinterlassen hatten. Noch ehe die Adler-Truppe ins zweite Springen starteten, hatte die (sprung-)kräftige Vorarlbergerin Eva Pinkelnig den drei Podestplätzen des ersten Wettkampftages (Pinkelnig 2., Kramer 3., Kraft 3.) mit ihrem insgesamt vierten, aber ersten Weltcupsieg seit vier Jahren die Krone aufgesetzt. Jetzt geht´s allerdings darum, dass die SpringerInnen auch unter winterlichen Bedingungen, dass sie und ihre Erfolge in Abwandlung des Spruches keine „matte Sache“ sind …
Und solange der echte Winter auch für Normalverbraucher nicht wirklich vor der Haustür steht, nicht einmal im Alpenraum, eignet sich der Saison-Countdown ja optimal, für neues (Ski)-Material die Werbetrommel zu rühren. Kaum hat der Rekord-Weltcupsieger, Rennlauf-Pensionist, aber Neo-Ski-Erzeuger in vorerst kleinerer Dosis, also Marcel Hirscher, seine Van-Deer-Red-Bull-Augment-Croc-Atomic-Mixtur unter geradezu atemberaubendem Getöse präsentiert, mehr noch: mit dem Kristoffersen-Podest in Sölden auch ins Weltcup-Rampenlicht gestellt, da ließ die Antwort nicht lang auf sich warten.
Was das saftig-kräftige „Bullen-Blut“ im übertragenen Sinn für Hirscher mehr als nur recht, ist für einen Aksel Lund Svindal, ebenfalls Olympiasieger, Weltmeister, Weltcupsieger natürlich billig. Der ebenfalls schon länger in Rennsportrente befindliche Sympathikus aus Norwegen blieb seiner letzten Skimarke Head sozusagen von Kopf bis Fuß (Ski, Schuh, Bindung etc.) treu, holte aber quasi aus dem Windkanal noch die Nobelmarke Porsche, mit der sich die Kurve(n) noch leichter, besser und schneller kratzen lassen würden. Nichtsdestotrotz bleibt´s beim Ski bei einem Head-Ski, dessen Güte ja im Weltcup seit Jahren ge- oder besiegelt ist.
So schön das alles im Winter-Countdown klingt, so herrlich die präsaisonale PR, für die PS auf den allerdings muss immer noch der Skiläufer oder die Skifahrerin sorgen. Der Normalverbraucher wie der Rennläufer, der Nobody wie der Star. G´hupft wie g´sprungen! Hauptsache, der nächste Winter trifft so pünktlich ein, dass er nicht durch allerlei Surrogate ersetzt werden muss …