Bevor es morgen losgeht mit der Ski-WM in Saalbach-Hinterglemm, möchte: nein muss ich noch einen Blick zurück und hinüber nach Kalifornien und zum Golf machen. Trotz seiner klaren Führung nach zwei Tagen wurde für Sepp Straka, den schlagkräftigen Austro-Amerikaner aus Wien, auf dem berühmt-berüchtigten Pazifik-Kurs in Pebble Beach doch nichts mit dem zweiten Saisonsieg in Folge. Ob zu viel Spiel mit großem Risiko, ob Erwartungsdruck zu hoch oder einfach der – wie erst im nachhinein erfahren – der Kampf mit einer Verkühlung in der Finalrunde die Schuld daran trug, lässt sich aus der Ferne nicht sagen.
Sicher scheint, dass nicht nur bei ihm selbst, sondern auch medial die Enttäuschung über den verlorenen Triumph größer war als die Euphorie über den Top-10-Platz als Siebenter eines sogenannten Signature-Events, bei dem der Nordire Rory McIlroy für seinen 27. Turniersieg nicht weniger als 3,6 Millionen Dollar kassierte. Und auch für den seit kurzem eher aus Jux und Tollerei kahlgeschorenen strammen Sepp immerhin noch 640.000 Dollar blieben, das Sechsfache dessen, was ein Streif-Abfahrtssieger bekommt, um die Relationen aufzuzeigen.
Erst Brier, dann Wiesberger, mitunter auch Schwab, schlussendlich aber nach seinem College-Abschluss dann der in die USA gewechselte Sepp Straka haben mit dem Leistungspegel auch die heimischen Anspräche im Weltsport Golf mit Siegen und Spitzenplätzen in eine Höhe geschraubt, die man selbst in den späten 90er-Jahren noch für utopisch gehalten hatte. Inzwischen war Straka als Zweiter schon nahe dran, die British Open zu gewinnen, hat im un mit dem Europa-Team den Ryder-Cup gewonnen, nicht nur drei Siege auf der US-PGA-Tour errungen, sondern liegt in der offiziellen Weltrangliste ab heute auf Platz 16 und hat mit dem Millionen an Preisgeld, das er als Profi verdient hat, ganz zu schweigen von Sponsorenverträgen, als 31jähriger, junger Familienvater längst ausgesorgt.
Auch wenn aus dem erhofften Pebble-Beach-Triumph doch nichts geworden ist, so hat Straka mit Platz 7 eine für Österreich historische Fußnote hinterlassen. Nach den ersten hochkarätigen PGA-Turnieren hat der schlagkräftige Sepp nämlich die Führung in der FedEx-Wertung übernommen, dem Gesamtklassement der bis September reichenden Turnierserie – und geht damit als erste rotweißrote Nr. 1 im US-Golf vor dem Japaner Matsuyama und McIlroy ins nächste Turnier. Wer so etwas noch vor kurzem prophezeit hätte, wäre verlacht worden. Mittlerweile aber werden die Karten neu gemischt. Im Golf wie im Skisport, wo ehemalige Exoten dem hierzulande allzu verwöhnten Establishment nicht nur im Nacken sitzen, sondern es schlagen und dabei Titel und Medaillen gewinnen können.
Jetzt bin ich nur gespannt, wie groß der Motivationsschub ist, den Straka und Co. bei und für die nächste, jüngere Generation an Golfern ausgelöst haben. Wie die Dinge liegen, so war und ist hierzulande allerdings jeder/jede seines/ihres Glückes Schmied. Man kann es zwar nicht erzwingen, aber mit Ehrgeiz, Fleiß, Schweiß, Selbstdisziplin, Geduld und Konsequenz erkämpfen. Sterne fallen auch im Golf nur alle heiligen Zeiten vom Himmel.

