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Keine Riesen, aber Beach-Größen

Anders als in anderen Sportarten herrscht seit Wochen schon Hochbetrieb bei den Beachvolleyball-Boys. Und seit Schach dem Lockdown erklärt wurde, trumpfen die Staatsmeister und WM-Neunten des Vorjahres überall auf, wo sie spielen, ob beim Hypo-NÖ-Cup auf der Donauinsel, ob bei der (leider punktelosen) World Tour in Baden. Klar, dass Robin Seidl, 1,90m großer, 30 Jahre alter Kärntner aus Velden, und Philip Waller aus Graz, 1,86m und 24 Jahre, nicht nur als Titelverteidiger die Nummer 1 sind. Und damit auch als Topfavoriten in die wieder im Weilburgpark Baden angesetzten Meisterschaften gehen. Sie gehören, wie Robin Seidl gesteht, zwar „zu den kleinsten aller Teams“, sie sind aber wie zuletzt in Baden dank vieler anderer Vorzüge auch Duos mit einem Riesen wie Adrian Heidrich (Sz, 2,07m/mit Marc Gerson) über den Kopf gewachsen. Und haben sich so von Erfolg zu Erfolg gebaggert.

Die Stärke des neuen Spitzen-Duos ruht auf drei Säulen, die sie hegen und pflegen: Ausgezeichnete Technik mit Ballgefühl, hervorragende Kondition und dazu noch große mentale Stärke. „Das haben wir in den siegreichen dritten Sätzen im Semifinale wie im Finale in Baden bewiesen!“ Den richtigen Riecher für die richtigen Aktionen hat sich Seidl schon von Kindesbeinen weg als Allroundsportler angeeignet, der so gut wie jeden Sport betrieben hat, den er rund um Velden betreiben konnte. „Aufgewachsen bin ich am Tennisplatz, wo mein Vater als Trainer tätig war“, beginnt er seine Aktivitäten aufzublättern, zu denen Vereinsfußball in Velden („Im Mittelfeld!“), beim Eishockeyklub („Ich war a bisserl retardiert, eher Assist-Geber!“), im Sommersand als Beach-Boy und im Winter beim Skifahren und sogar als Skispringer auf der Kleinschanze nahe Velden. „Um die 30 Meter!“ Vielseitigkeit in der Tat als springender Punkt…

Mit der Summe dieser unterschiedlichen Herausforderungen hat es der Kärntner geschafft, aus Defizit an körperlicher Größe, sprich: kleinerem Übel, einen auch olympisch schon erfassten Trumpf zu machen. Seidl, der mit dem alten Partner Huber schon 2016 in Rio dabei und Neunter war, blickt dabei auch ohne Medaille auf einen ganz speziellen Erfolg zurück. „Obwohl ich nicht der Größte bin, war ich die Nummer 3 aller Spieler beim Block!“  Eben deshalb, weil er schon immer instinktiv gespürt hat, wann er wo sein, stehen und springen („Aus dem Stand zirka 80 Zentimeter!“) muss, um zu punkten. Mittlerweile auch im blinden Verständnis mit Partner Waller, mit dem er jeden Montag am Bundesheer-Stützpunkt Südstadt zum Wochendienst auf- und ab-salutieren muss. Neben zwei größeren Sponsoren eine ganz wichtige Basis, um immer öfter zu großen Erfolge aufschlagen und vermeintlich größere Gegner abservieren zu können.

Einziger Wermutstropfen im sportlichen Hoch? „Leider gab´s seit dem Lockdown“, so Seidl, routiniertes Sprachrohr der beiden Beach-Boys, „keine World-Tour-Turniere, in denen man für Olympia in Tokio hätte Punkte holen können!“ Also befinden sie sich im seit März geschlossenen Olympia-Ranking noch nicht dort, wo sie bereits sein würden, trotzdem aber schon vor Doppler-Horst, die zwar als Vizeweltmeister  in der (A1-)Auslage stehen, allmählich dem fortgeschrittenen Alter jedoch ihren Tribut zollen müssen. Wenn Seidl-Waller aber mit neuer Topform und frischem Selbstvertrauen auch in die Olympia-World-Turniere gehen können, dann scheint die Qualifikation nur noch Formsache zu sein. Wie die Hoffnung, als kleinste Größen nach Sternen zu greifen…

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