Fast hätte das klassische Zitat zum Abschlusstraining für den Streif-Klassiker gestimmt, dass die Letzten die Ersen sein würden. Aber letztlich doch nur fast, weil der Super-G-Spezialist vom Achensee, Raphael Haaser, mit der letzten Startnummer 71 trotz immer schlechterer, düsterer Sichtbedingungen zwar immer schneller wurde, die Bestzeit des Überraschungsmannes Nils Allegre (F) als Neunter doch um sechs Zehntel verfehlte. Wer weiß, vielleicht wird aus ihm nach den ersten Besichtigungsanläufen ein Speedy Gonzales der Zukunft, ganz so, wie das ja bei „Odi“, dem Schweizer Überflieger, der vom Riesenslalom kam, der Fall war.
Zukunft, ein Stichwort auch und vor allem in Kitzbühel, wo der seit Jahrzehnten an Alpinsiegen ausgehungerte Ski-Club mit dem Oranje-Halbblut Valentina Rings-Wanner einen Trumpf von morgen im Talon zu haben scheint. Ihr Talent hat die 18-jährige schon 2022 bei eben jener Nachwuchsschau angedeutet, die heute nach einjähriger Pause unter dem bombastischen Etikett des Longines-Future-Hahnenkamm-Champions Race, vormals Junior Race, über die glatte, kupierte Schneebühne des Ganslernhanges ging.
In zwei Slalomakten vormittags und mittags mit zwei Austria-Teams, je einem aus Tirol, der Schweiz, Italien, Liechtenstein, Tschechien, Slowenien und vom deutschen Nachbarn, der die Gesamtwertung gewann. Sarkasten würden jubelnd sagen. Kitzbühel, deine Deutschen, die sich hier wie daheim fühlen. Ob ein neuer Vater- oder Sohn-Neureuther, Vater- oder Sohn-Ferstl, Dressen oder Strasser dabei und auch darunter war, wird sich noch zeigen.
Auch der für den ganz jungen heimischen Nachwuchs zuständige ehemalige ÖSV-Damencheftrainer Jürgen Kriechbaum meint, dass man sowohl mit voreiligem Lob als auch zu herber Kritik eher vorsichtig sein sollte, „weil die eisigen Bedingungen für manch Junge sehr speziell gewesen sind, sie auch sehr nervös waren.“ Da konnte man Kriechbaum als (partieller) Augenzeuge nur zustimmen, denn einige der Jung-Ösi-Damen machten nicht gerade besonders oder gar so gute Figur wie ehedem Siegerinnen wie Anna Fenninger-Veith oder Nina Ortlieb, während vor allem bei den Burschen der eine oder andere mehr als nur andeuteten, dass sie in die Spuren eines Marcel Hirscher gleiten könnten, der 2003 dieses damals noch junge Rennen gewann.
Wie Julian Sapl aus dem Alpbachtal, der zweimal eine Bestzeit hinknallte. Oder Paul Graller, Sohn des ehemaligen ÖSV- und DSV-Trainers, der eine Viktoria Regensburg wieder groß gemacht hat. Oder Severin Wieser, Niklas Gstrein und Theo Wurzer, der bis zu seinem Fast-Ausfall und längerem Steher auch optisch eine schnelle Augenweide war. Aber wie gesagt, man muss vorsichtig sein und abwarten, ob bei den Talenten das Können mit körperlicher Stärke wächst. Aber merken darf man sich den einen oder anderen Namen. Sinn der Sache, dass Starlets proben, ob sie Star-Potenzial haben.