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Kleines, dickes Müller: Größter deutscher Bomber, der keiner war, ist tot

Es war verdammt ruhig geworden um ihn. Man hatte seit Wochen nichts mehr von ihm gehört. Man war darauf gefasst und doch berührt einen sein Tod. Ja, Gerd Müller ist gestorben. Im Pflegeheim, 75jährig, seiner Sinne nicht mehr ganz mächtig. 15 lange Tag soll er vor seinem sanften Hinscheiden nicht mehr gegessen haben, der vielleicht kleinste aller Torjäger, der sich zum größten nicht nur deutschen Torjäger aller Zeiten entwickelt hatte. Kleines, dickes Müller, so hatte ihn sein Entdecker, der jugoslawische Coach „Tschik“ Cajkovski, ehemals Fifa-Teamspieler, geradezu liebevoll genannt.

Ja Bomber der Nation wurde er genannt, was natürlich überhaupt nicht gestimmt hat, weil der kleine, wendige Müller ein Weltmeister der kleinen, aber immer wieder entscheidenden Tore war, der sie mit allen Körperteilen erzielte oder besser gesagt mit dem, mit dem er dem Ball und Tor am nächsten war.  Ob Kopf, ob Zeh, ob Knie, ob Po, das war einerlei – Hauptsache, dass es müllerte. Und wie es das tat, das zeigt die Statistik, die in diesem Fall nicht manipuliert, geschönt oder sonst wie bearbeitet werden muss. Gerd Müller, dessen Ehe mit seiner Jugendliebe Uschi (Ebenböck) bis ans Lebensende hielt, war jedenfalls mit dem Torerfolg sozusagen verheiratet.

Ob beim FC Bayern München, ob im DFB-Nationalteam, ob am Ende seiner Karriere bei Fort Lauderdale in Florida – Müller schoss überall, wo er spielte, seine Tore. Den Saisonrekord (38) hat Robert Lewandowski zwar um einen Treffer überboten, aber bis der Pole die insgesamt 567 Tore für die Münchner erreicht, müsste er noch lange spielen. Und im Nationalteam hat ihn zwar Miroslav Klose mit 62 Toren eingeholt, brauchte dazu aber 132 Spiele, während es Müller in nur 60 Spielen geschafft hatte. Die Cajkovski-Entdeckung aus Nördlingen, die als Sohn armer Eltern nur die achtjährige Grundschule absolviert hatte, dankte es seinem Mentor mit dem Sieg im Europacup der Cupsieger  und dessen Nachfolger und einstigen Teamkollegen Branko Zebec mit den ersten Meistertitel.

Müller gewann alles, was man gewinnen kann, alle Pokale, alle Titel und den Goldenen Schuh, er wurde Europameister 1972 und beendete mit nur 28 Jahren seine Teamkarriere als Weltmeister 1974, der beim 2:1-Finalsieg gegen Holland im heimeligen Olympiastadion von München das Siegestor erzielte. Was sonst eigentlich oder besser gesagt: wie sonst, wenn nicht aus kurzer Distanz mit einer blitzschnellen Drehung, eben Marke Müller, eben als Bomber, der alles, nur kein Bomber war. Wer sonst, wenn nicht auch wir Österreicher hätten darüber ein Lied, nein: mehr Lieder, singen können. Wir, die Außenseiter, hatten den Deutschen die Stirn geboten in einem WM-Ausscheidungsspiel in Nürnberg über fast 90 Minuten, ehe in Minute 88 passierte, was fast immer und überall passierte. Kleines, dickes Müller müllerte nein: scherzelte (s)ein Siegestor. Das tragische Krankheitsschicksal, das ihn schon seit Jahren geplagt und aus der Öffentlichkeit verdrängt hatte, ließ sich aber auch von einem wie ihn letztlich nicht über spielen. Ein paar Monate nach seinem 75er hat uns Gerd Müller nun für immer verlassen. Einer der kleinsten, aber auch einer der größten Goalgetter aller Zeiten, der seinesgleichen suchte. Lasst ihn in Frieden riuhen.

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