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Markus Wasmeier 60: Bayern-Original, das stets aus dem Nichts zu Gold fuhr

Er war uns und auch meiner Wenigkeit als Urbayer jenseits der Tiroler Grenze immer sehr nahe, nicht nur, weil er sogar einmal den „Presse“-Weltcup der Skimarken im Wiener Rathaus launig moderiert hat. Markus Wasmeier vom Schliersee sozusagen überm Berg von Kufstein, trug stets das älplerisch-rustikale Herz auf der Zunge, unverfälscht, authentisch, bodenständig, ob er jetzt gewonnen oder verloren hatte. Und er schaut auch jetzt und heute, da er de 60er feiert, um gut 10 bis 20 Jahre jünger aus.

Ich kann mich genau erinnern, als mich meine FAZ-Kollegen anno 1985 in Bormio baten, doch Hintergründiges über jenen Mann zu schreiben, der gerade dem Überdrüber-Zurbriggen und dem nach Ehrenerklärungen und Tohuwabohu erstmals für Luxemburg startenden Marc Girardelli die Butter vom Brot genommen hatte. Das war nicht einfach, weil niemand wirklich viel über den damals so gut wie unbekannten Jung-Twen wusste, bis er selbst einiges ausplauderte.

So zum Beispiel, dass er den Beruf eines Restaurateurs von der Pike auf gelernt hat, was manch einem in die falsche Kehle gerutscht war, weil viele meinten, er wäre halt so wie viele andere Skijünger ein Hotelier- Gastronomen-Sohn, der sich in Restaurantbetrieben auskennen würde. Irrtum! Der „Wasi“, wie er von da an in Kurzform hieß, servierte – um das so ironisch zu sagen – höchstens von ihm restaurierte Bilder und andere Antiquitäten, die er wiederhergestellt, also restauriert hatte, ein Wort mit schlechtem Polit-Beigeschmack.

Wasi und Österreich, das hatte nicht nur durch die räumliche Nähe einen engen Bezug, der Urbayer pfuschte uns auch mehrmals ins Handwerk, das um- oder neu geschrieben werden musste. Wie bei der Garmisch-Abfahrt 1992, der Olympiaprobe für Albertville. Wir alle hatten damals schon den ersten Abfahrtssieg von Patrick Ortlieb gefeiert, ehe – ich glaub´, er musste mit der hohen Nr. 42 oder so attackieren, als alle schon die vermeintlichen Siegerinterviews im Kopf, Kasten oder am Zettel hatten – also wieder der Wasi wie 7 Jahre davor kam, sah und um eine oder zwei Hundertstel zum Gaudium der Deutschen triumphierte. Ein paar Tage später revanchierte sich Ortlieb mit dem Olympiasieg. Wasi rührte als Vierter, 15 Hundertstel hinter Bronze, die Blechtrommel.

Stichwort Olympia! Zwei Jahre später wurde von den deutschen Massenmedien nichts als Häme, Hohn und Spott über Wasi ausgeschüttet, der als einer der Geheimtipps nicht über Platz 36 hinausgekommen war, gerade einige Exoten abgehängt hatte. Im Super G blamierte er alle Kritiker, als er zum Olympiasieg raste. Und dann setzte sich Markus auch noch die Riesenslalom-Krone auf – auch auf Kosten von Christian Mayer, der zur Halbzeit geführt hatte. So eine Peripetie vom geprügelten Hund zum gefeierten Gold-Doppelpack hat´s selten, wenn überhaupt je bei olympischen Skirennen gegeben.

In der Karriere nach der Karriere war „Wasi“ jahrelang auch als Experte im deutschen Fernsehen zu hören, aber sein unverfälschter bayrischer O-Ton war offensichtlich im nördlichen Raum nicht so gefragt. Auch dieses Kapitel ist inzwischen abgeschlossen, dafür demonstriert der dreifache Familienvater vom Schliersee, dass alte Liebe nicht rostet. Das trifft nicht nur auf seine bessere Südtiroler Hälfte Brigitte zu, der er mit aller Kraft und Charakterstärke zur Seite stand, um den Krebs zu besiegen. Aber das gilt auch im weiteren Sinne fürs einst erlernte Handwerk, sprich: Restaurieren!

Mittlerweile ist Wasmeier sozusagen Direktor seines eigenen Bauernhaus-Museums, in er zeigt, wie es einmal war oder teilweise noch ist. Ein Mann, der auf der ganzen (Ski) Welt daheim war, aber mit einer Art Heimatmuseum auch die Vergangenheit aufleben lässt. Ein toller Skiläufer. Ein toller Mann. Ein herzlicher Typ, der seinem Sport oft den Stempel aufgedrückt hat. In diesem Sinne: All the best zum runden birthdayfest!

PS: Mit dem deutschen Fußballdebakel werde ich mich Sonntag beschäftigen.

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