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Von Djoker, Russenbär und Gefahr eines frühen Ablaufdatums für Don Carlos,

Können sie sich noch ans US-Open-Endspiel 2021 erinnern? Was ein fantastisches Tennisjahr mit dem Saison-Grand-Slam für Novak Djokovic hätte krönen sollen, endete damals in einem Tal der Tränen, die er sich im Arthur Ashe-Stadium und vor einem Abermillionen-TV-Publikum in aller Öffentlichkeit mit dem Handtuch aus dem Gesicht wischte! Der Traum vom ersten Jahres-Grand-Slam eines Tennisstars seit Rod Laver (1964, 1969) wird sich kaum mehr realisieren lassen für den 36-jährigen Serben, dem wohl die Zeit davonläuft, aber dafür bekommt er dank des russischen Bären selbst die Chance, sich an Daniil Medwedew für die glatte, bittere Dreisatz-Niederlage 2021 zu  revanchieren. Und damit zwei Dutzend an Grand-Slam-Siegen in seinem 37. Grand-Slam-Finale zu erreichen, ein Rekord womöglich für die Ewigkeit angesichts der Entwicklung im Tennis.

Wie gesagt: Medwedew sei Dank, dass er im Semifinale zum Leidwesen bis Entsetzen der meisten Fans den spanischen Titelverteidiger, Wimbledonsieger und Publikumsliebling Carlos „Carlito“ Alcaraz ausgeschaltet hat. Auch wenn der unberechenbare, zwischen Genie und Wahnsinn, Witz und Frust schwankende Medwedew gegen den “Djoker“ vor zwei Jahren in Flushing Meadow triumphiert hat – seither tat sich der Serbe gegen den 1,98m großen Russen leichter als gegen den mit 1,83m weit kleineren, laufstarken, schlagkräftigen spanischen Alleskönner, obschon er ihn zuletzt beim Toronto-Masters besiegt hat. Aber wie gesagt und gehabt: Endspiele haben immer ihre eigenen Gesetze, gegen die auch penibelst recherchierte Statistiken machtlos sind.

Auch wenn er das New-York-Finale verpasst hat, so sehen viele im knapp 21jährigen Alcaraz einen Kandidaten, der auch puncto Siegen einem Djokovic folgen könnte. Da aber ist meine Wenigkeit bei aller Bewunderung des universellen Könnens wie der extrem schnellen Hand, mit der Carlito trotz fehlender Größe auch Asse aus dem Ärmel beutelt, eher skeptisch, wenn nicht anderer Meinung. Ich fürchte, dass der enorme Aufwand an Laufarbeit, mit der Alcaraz viele Duelle auf Augenhöhe gewinnt, einen hohen Preis hat. Auch Folge dessen, dass Tennis immer schneller wird, die meisten Schläge immer härter werden, der Körper mehr und mehr strapaziert wird, damit auch die Gefahr von Verletzungen mit folgenden operativen Eingriffen immer mehr wächst.

Wenn ich mich recht erinnere, musste der 20Jährige Spanier nach dem Vorjahrstriumph in New York eine lange Pause einlegen, weshalb er sogar die Australian Open verpasst hat. Es wäre allzu schade, hätte dieser junge Mann, der so viele Tennisfans fasziniert, ein relativ frühes Ablaufdatum. Mich würd´s wundern, könnte Don Carlos im gleichen Alter, in dem Djokovic jetzt nach seinem 24. Grand-Slam-Titel greift, noch um solche Siege kämpfen. Darum muss man mit Wunderkindern und Sportwundern nicht nur beim Tennis eher vor- und umsichtig umgehen, ehe man angesagten Rekorden so nachweint wie damals Djokovic, der am Tag der größten Niederlage vom Feindbild zum Herz-Schmerz-Freund der US-Fans mutierte.

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