Tennis

Politisch korrekt da, sich selbst treuer Djoker dort

Political Correctness wird immer wichtiger, erst recht in Corona-Zeiten wie diesen, in denen nicht nur, aber vor allem viele Sportveranstalter auf Wohl oder Wehe der Nomenklatura angewiesen sind. Also war´s auch wichtig und richtig aus der Perspektive des Turnierdirektors Herwig Straka, dass er zur ersten Pressekonferenz  der bestbesetzten Erste Bank Open 500, die es je gab, ins dünn besiedelte Auditorium der Stadthalle F auch Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler bat. Ihr Auftritt bitte, Herr Minister, nicht nur neben, sondern sogar noch vor den Topstars Novak Djokovic und Dominic Thiem. Viel Neues außer dem Eigenlob, dass man so viel möglich veranstalten wolle und so wenig wie nötig einschränken möchte, kam dabei nicht heraus – bis, ja bis zu einer erst gegen Ende gemachten, vor allem für das Turnier und seinem Direktor ganz wichtigen Aussage, die lautete: „Die Regierung wird, wo es Konzepte verlangen, auch Ausfallshaftungen übernehmen.“

Im gegenständlichen Falle des mit 1,65 Millionen Euro dotierten Turnieres wär´s demnach also denkbar, dass die Differenz aus dem Ticketverkauf zwischen den vordem erlaubten 5000 Tennisfans und den jetzt zugelassenen 1000 Zuschauern pro Session aus der Staatskassa zugeschossen wird, also von Herrn und Frau Jedermann, sprich dem Steuerzahler. Das muss uns das beste Turnier in der 500er-Kategorie, das  auch Novak Djokovic als Nr. 1 der Tenniswelt bejubelte, doch noch wert sein, oder? Schließlich gehe das Leben, so betonte unser aller Sportminister, trotz des verdammten Covid-19 natürlich weiter. Diesem frei nach Kogler „deshalb so heimtückischen Virus, weil´s nicht zu sehen ist.“ Und schon gar nicht zum Greifen. Nicht einmal mit den schönsten händeringenden Gesten eines Ministers.

Genug der Polit-Anmerkungen und auch der euphorischen Aussagen von Titelverteidiger Thiem zu seinem „schönsten Turniersieg nach dem Grand Slam“. Viel interessanter hörte sich an, was Novak Djokovic nach den üblichen Dankesfloskeln an die Veranstalter zu seinem Sommer-Circuit in Belgrad und Dalmatien zu sagen hatte, der nach einigen Infektionen (auch er war betroffen) medial grenzüberschreitend skandalisiert worden war. Wer erwartet hätte, dass er sich zähneknirschend an die Brust klopfen und tausend Mal um Entschuldigung bitten würde, der saß einem Irrtum auf. Er meinte dazu nur, dass man sich keiner Schuld bewusst gewesen sei und es darum auch nichts zu bereuen gebe, „weil wir alle Vorgaben und Regeln eingehalten haben, die es von der serbischen Regierung zu diesem Zeitpunkt gegeben hat. Ich wollte, dass wir alle nach den drei Monaten, die wir eingesperrt waren, wieder spielen können und auch wieder Spaß haben!“ Nachsatz: „Dass es so endet, das hab ja auch ich nicht absehen können.“

Was wiegt, das hat´s. Ein Mann, ein Wort. Frank und frei. Ehrlich und offen. Als Nummer 1 der Welt, die im Alltag viel lockerer und entspannter wirkt denn als fast verbissener, zu allem entschlossener Spieler,  hat es ein Djokovic auch nicht nötig, aus politischer Korrektheit irgendwann und irgendwo einen Kniefall zu machen. Und so etwas, das hat der an sich skurrile Lokalaugenschein in einem so gut wie leeren Auditorium gezeigt, ist jedenfalls aller Ehren wert – ob man´s goutiert oder nicht. Viele von uns gelernten Wienern/Österreichern) jüngeren oder älteren Semesters werden sich heimlich fragen: Ja, derf der dös überhaupt, oder ..?

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