Fussball

Roma, Mourinho und das Rezept des Special One, dass der Zweck alle Mittel heiligt

Haben Sie, mehr oder weniger geneigte Blog-Leser, das Europa-League-Duell im Stadio Olimpico zwischen Roma und Bayer Leverkusen im Free-TV gesehen? Wenn ja, wie und wenn was hat Ihnen in diesem ersten Kampf ums Endspiel ge- oder aber auch missfallen? Also, wenn Sie mich fragen, dann hat mich der 1:0-Heimsieg von Roma unter dem Titelrekordler Jose Mourinho als älteres Semester an die Tage des Helenio Herrera als Inter-Catenaccio-Erfolgstrainer erinnert, ebenso aber auch an den Spruch und Buchtitel des einstigen Wien-Tennissiegers und Top-10-Spielers Brad Gilbert, der da lautete: Winning ugly! Auf Deutsch nichts anderes als auf hässliche Art und Weise gewinnen!

Das war übrigens auch mein Eindruck von Spiel, Stil und hauchdünnen Sieg der Mourinho-Truppe, die nach einem mit viel Glück überstandenen Blitzstart von Leverkusen der vom Ex-Real- und Ex-Bayern-Star Alonso zuletzt erfolgreich betreuten Bayer-Werkself die Schneid abkauften. Natürlich waren auch die Spieler des deutschen Tabellensechsten keine Kinder von Traurigkeit, das sei gesagt, aber gemessen an manch einem der (echten) Römer wie die Teamspieler Belotti oder vor allem Pellegrino, der als Capitano die Rolle des Agent Provocateur spielte, halb so schlimme Buben – dafür aber solche, die sich vom alles andere denn spielerisch diktierten Motto: Wer steht, der liegt haben einschüchtern und anstecken lassen. 

„The Special One“ Jose Mourinho mit seinem verlängerten Spielerarm, dem AS-Roma-Capitano Lorenzo Pellegrino

Natürlich stimmt es, dass Mourinho öfter als jeder andere Trainer in einem Europacup-Semifinale stand, natürlich hat er schon alles gewonnen, voriges Jahr auch das Finale in der Conference League, dem Trost-Wettbewerb derer, die im Rennen um größere Ehren gescheitert sind. Was die nackten Zahlen anbelangt, so mag Mourinho dem in Superlative fordernde Zeiten schmucken wie schmückenden Titel „The Special One“ gerecht werden, mit der Devise: Zweck heiligt alle Mittel jedoch wird jeder spielerische Glanz im wahrsten Sinn des Wortes mit Füßen getreten.

Es kann nicht jeder eine so homogene Mannschaft mit tollen Spielern haben wie Pep Guardiola einst mit Barcelona, jetzt mit Manchester City oder Jürgen Klopp in besseren Tagen mit Liverpool, aber diese und auch andere Topklubs, auch italienische wie Inter (gegen AC Milan) oder Napoli (trotz Aus gegen Milan) bevorzugen trotz Pressing, also Spiel gegen den Ball, vor allem und in erster Linie das Spiel mit dem Ball, das Herzen der Fans zumindest so hoch, wenn nicht höher schlagen lässt als im wahrsten Sinn des Wortes „errungene“ Siege.

Mag schon sein, dass ich als Anhänger des mehr technisch denn taktisch gepflegten Fußballs wieder einmal von Gestern sein sollte – diese Spielweise mit Streicheleinheiten für den Ball ist mir persönlich aber um Eckhäuser lieber als manch eine der Knochenmühlen, die mehr mit Rugby als Fußball zu tun haben. Das jedenfalls erlaube ich mir samt „Special One“ in dessen (beinharter) Richtung, bei der nur das Resultat zum Anschauen ist, hiermit zur Diskussion zu stellen… 

 

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