Heiß auf Eis! Ein Spruch aus meiner Kindheit. Nicht um einige Kugel zum Aschlecken. Um Kunsteis, um dort zu gleiten, abbremsen, im Kreis drehen. Der Wiener Eislaufverein lag nur einen Steinwurf von uns daheim entfernt, also war´s sozusagen Pflicht, dort mit geliehenen, weißen oder schwarzen Schlittschuhen mit Zacken die ersten Schritte auf Glatteis zu wagen.
Das war die eine Seite der anfangs holprigen Gehvche mit Slapstick-Figuren ganz ohne Pirouetten-Charakter. Als sich unsereins samt Geschwistern und Freunde schon im Heumarktkreise drehten, wurde die andere (Zuschauer) Seite immer interessanter – der mit einem simplen Seil abgesperrte Raum, der ans Konzerthaus grenzt, als Trainingsfläche für die EiskunstläuferInnen der früheren Nachkriegszeiten, die unter sich olympische, WM- oder EM-Medaillen in edlen Farben und bunter Folge aufteilten…
Angefangen von Dr. Eva Pawlik über Helmut Seibt, entfernter Wahlverwandter der Familie, den Felsinger-Brüdern, dem mehrfach vergoldeten Dreimäderlhaus Eigel-Wendl-Walter, dem Triplepack-Gold-Paar Sissy Schwarz-Kurt Oppelt, die versilberte Heitzer, den einfachen Olympioniken Schwarz, Schwamm drüber, den dreifachen Welt- und vierfachen Europameister´, Danzer, Olympiasiegerin Schuba, Europameisterin Claudia Kristofics-Binder und die tanzenden Universiade-Siegergeschwister Kathrin und Christoff Beck, der heute dort als Anwalt der federführende WEV-Capo ist.
Lang, lang ist´s her und selbst die Wunde überm rechten Aug, vor fast 70 Jahren geschlagen von Sissy Schwarz (Bollinger) bei einer Hebe-Pirouette, der ich damals aus Neugier zu nahegekommen war, ist längst vernarbt und so verheilt, dass man sie kaum sieht. Heutzutage wäre das ja das alles nicht mehr möglich, weil wir keine Eissterne mehr haben, die man beim Trainingslauf anhimmeln würde – und obendrein die Wiener- oder Staats-Meisterschaften jenseits der Donau oder am Eisring Süd (Schnelllaufbahn entsorgt) fern der Alt-Schickeria in Favoriten durchgeführt werden.
Die Namen der jungen Damen oder Herren sind nicht mehr oder noch nicht Musik in den Ohren junger Sportfans. Wie in anderen Sportarten, so hat´s unser auch politisch dominiertes Sportsystem geschafft, von einer Großmacht mit großen, goldenen Sprüngen zu einem Schmalspurverein zu schrumpfen, der halbwegs konkurrenzfähige Eiskünstler aus anderen Ländern importieren muss. Eine Schmach, für die auch und vor allem jene PolitikerInnen verantwortlich waren und sind, die so gerne Sport und Kultur, in diesem Falle musikalische begleitete Kunst auf dem Kunsteis, als gesellschaftliche Idealbilder verkaufen…
Da es aktuell also nicht einmal Sternchen gibt, mit denen sich ein 155-Jahr-Jubiläum des Wiener Eislaufvereins auch medial verkaufen ließe, waren es ein Teil der vordem genannten, immer noch sportiven Größen von Gestern und Vorgestern, die am 18. Februar am Heumarkt ein Faschingsfest zelebrierten mit dem ORF als staunenden Seitenblicke-Fenstergucker, was es bei uns alles einmal gab. Kein Faschingsscherz, sondern leider ein Sittenbild unseres Sports, wie man aus einer Hochburg einen Trümmerhaufen machen kann. Da passt dazu, dass morgen Aschermittwoch ist…