Erst jetzt wurde bekannt, dass am 23. November Peter Lichtner-Hoyer verstorben ist – oder, um seinem hohen militärischen Rang als Oberst i. R. gerecht zu werden, im biblischen Alter von 95 Jahren für immer absalutiert hat. Lichtner-Hoyer, das waren für mich zeit seines Lebens die Erinnerungen an einen universellen Sportler, der nicht nur, aber vor allem als Springreiter sozusagen allen Sätteln gerecht geworden war. Stets in Uniform, sofern es das sportliche Reglement gestattet hatte, sozusagen der leibhaftige Rittmeister, es sei denn, er kehrte als Fechter und Moderner Fünfkämpfer den d´Artagnan hervor, der es gleichsam mit Gott und der Welt im direkten Duell aufnahm.
Ja, Lichtner-Hoyer, das war, nein: das ist auch die Erinnerung an einen Sportsoldaten damals im Range eines Hauptmannes, der bei den ersten großen Stadthallen-Reitturnieren anfangs und gegen Ende der sechziger Jahre mit seinem kleinen Sarden Deciso di Nora buchstäblich große, sogar siegreiche Sprünge gemacht hatte, bejubelt von einem in den ersten Konjunkturjahren ausverkauftem Haus. Eine Symbol-Figur, die den Wiederaufbau des Landes, aber auch des Heeres in strammer Soldatenhaltung reflektierte. Ein echter Repräsentant der Militärakademie Wr. Neustadt.
Ja, man erinnert sich auch daran, dass in diesen drahtigen Offizier mit dem markanten Gesicht ein Stehaufmännchen steckte, das stets dann, wenn es sich mehr oder weniger schwer verletzte, wieder von vorn anfing. Am allerschlimmsten nach einem Sturz – nein, nicht beim Springreiten, sondern bei einem Hürdenrennen in Fontainebleau in Frankreich, bei dem er schwerste Kopfverletzungen davongetragen hatte. Er wurde mindestens ebenso oft zusammengeflickt wie er an Großevents teilgenommen hatte, zwei Dutzend waren es wohl an Welt- und Europameisterschaften, zweimal startete er bei Olympischen Spielen (1952/1960, 25. Pentathlon).
Lichtner-Hoyer und die Pferde, Lichtner-Hoyer und der Degen, Lichtner-Hoyer und die Uniform, all das war gleichsam eins in einem Menschen, einer echten Jahrhundertfigur, über die sich viele (Pferde-)Sportfreunde auch viele Schnurren und Anekdoten erzählten. Die Pferde ließen ihn nicht los, nach dem Rückzug als aktiver Sportler lenkte er in Kreuth bei Korneuburg noch (s)einen Reitstall als Mann, der sein Leben dem Heer und dem Sport verschrieben hatte. Vielseitig, aber aufrecht. Diszipliniert, aber engagiert, ob Unteroffizier, Hauptmann, Major oder Oberst. Zuletzt war´s still geworden um ihn. Jetzt ist er leise abgetreten. Der Respekt vor dem, was er manch Handikap zum Trotz geleistet hat, überlebt ihn.