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Sensation Babinsky oder: Ein Stück Wiener Blut

Na, was sagen Sie dazu? Die Statistik lügt doch nicht, auch wenn Jahre, Generationen und Namen dazwischen liegen. Wie ein statistisches Gesetz der Serie sagt, das von ORF-Strategen mehrmals ausdrücklich hervorgehoben wurde, gewinnen Österreicher den Kitzbühel-Super-G vor allem dann, wenn er an einem Montag aus – oder nachgetragen wird. Wenn das nicht in den Ösi-Genen liegt, dann muss es wohl ein Tribut an Günther Mader sein, den Premiere-Sieger des Rennens in den 90er-Jahren, oder gar an den Herminator Maier, den sein Comeback-Sieg nach dem schweren Motorrad-Crash in einem Montag-Schneetreiben am Hahnenkamm anno 2003 zu Tränen gerührt hatte. Und jetzt hat´s sozusagen ein Montag-Comeback im Kleinformat durch Vincent Kriechmayr gegeben, der den zweimaligen Abfahrtsfrust mit dem Super-G-Triumph austrieb. Ja, die Statistik lügt eben nicht, auch wenn – zumindest noch nicht, man weiß ja angesichts e-Sports noch nichts Genaues – keine Datenbank zu Tal fährt, sondern immer noch Menschen aus Fleisch und Blut in rotweißroten Rennanzügen mit unterschiedlichem Ski-, Schuh und sonstigem Material.

Eins, drei, fünf, sieben, Skifahrerherz, was willst du mehr! Obenauf, nicht unten durch – und das, je näher die WM in  Cortina rückt, von der alle hoffen, dass sie so keimfrei wie alle anderen Rennen in einer Tofana-Blase statt Society-Sause im Februar durchgeführt werden kann. Ja, aber wen nehmen wir denn aller mit neben Mayer und Kriechmayr, den schrecklich schnellen Zwei, damit wir auf Nummer sicher gehen können, uns auf ähnlich goldenen Spuren wie einst Toni Sailer zu bewegen. Ja, nicht leicht, weil sich ja plötzlich noch einer aufdrängt, der vordem im Niemandsland war, aber gestern, sozusagen am vorverlegten Rosenmontag des Skirennlaufs, als Siebenter völlig unerwartet unter die Top 10 platzte: Stefan Babinsky! Babinsky, wer? Nein, der Mittzwanziger ist kein gebürtiger Tscheche, Slowake oder gar Pole, nein, nein, so weit sind wir gottlob noch lange nicht. Aber Stefan ist höchstens für Insider der ÖSV-Szene ein Begriff, für ganz n0ormale Ski-Fans aber noch eine unbekannte Größe, bisher jedenfalls so etwas wie ein Mitläufer, der ein Paternoster-Leben zwischen Welt- und Europacup gefristet hat.

Dabei hätte sich aus dem neuen Streif-Kometen schon vordem eine ganz spezielle Story basteln lassen, wäre sich der gute Stefan nicht sozusagen selbst im Weg gestanden. Na, da werden Sie fragen: Versteh´ ich nicht!
Warum und inwiefern? Das ist eine längere Familien-Story, im Grunde aber leicht und schnell erklärt. Stell dir vor, der Herr Papa ist nicht nur Berufspilot bei einer großen Fluglinie, sondern er ist auch von Kopf bis Fuß ein echter Wiener, der – wie das Leben so spielt – eine Frau aus dem Steirischen geheiratet hat. Und stell Dir vor, der Ski-fanatische Sohn wäre nicht als irgendeiner von vielen steirischen Rennläufern für den steirischen Verband durch Europacup- und manchmal Weltcup getingelt, sondern als Mohikaner für den Wiener Skiverband gefahren, dann … ?

Spekulationen, stimmt. Aber ich bin mir ganz sicher, dass er  als erster und einziger Weltcupläufer seit Jahrzehnten aus dem Wasserkopf Wien, noch dazu als Speed-Fahrer, mehr als nur eine Feder hätte auf den Hut stecken können – im eigenen Interesse, aber auch zum Nutzen des Wiener Skiverbandes und der immer noch Ski-närrischen Stadt Wien, in der es Hunderttausende gibt, die jeden Winter ihre Schwünge im Schnee ziehen. Warten wir ab, ob Babinsky in Garmisch die Kitz-Bestätigung schafft und vom ÖSV-Gremium für die WM nominiert – und womöglich im Super G auf der Tofana den Sailer-Spuren folgen darf. Wie immer dieser weiße Rausch auch endet – ein Stück Wiener Blut ist bei dieser Rennsport-Komposition dabei.

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