Auch wenn allerorten und auch in der noch nicht oder nicht mehr ganz grünen Steiermark der politische Ruf erschallt, den Gürtel enger zu schnallen und statt aufs Gas auf die Bremsen zu steigen – der nächste Formel-1-Grand-Prix im Raume Zeltweg-Spielberg steigt in Kürze ganz bestimmt! Vielleicht auch mit einem grünen Sportminister, der fehlender vernünftiger Projekte oder wichtiger Förderungen wegen sich lieber im Glanz sonst ungeliebter Stars sonnt. Wie gesagt, die Formel 1 gastiert in Memoriam des Dosenmillionärs und Red-Bull-Teamgründers Didi Mateschitz auf dem von ihm erbauten Red-Bull-Ring, der (noch) umringt ist von Bauernhöfen, stillgelegtem Bergbau und den Seckauer Alpen, wo im Winter auch Skirennen mit mehr oder weniger prominenten Weltcupläufern in Szene gehen.
Hier also, wo sich Benzinduft und Naturluft treffen, hier also, wo geschichtsträchtige Tradition des vorigen Jahrhunderts dem Vollgas-Anachronismus von heute begegnet, findet am verlängerten Wochenende der Österreich-Grand-Prix statt, der unter dem Motto steht: Alle anderen gegen einen, der Red-Bull heißt, jenes Team, das zu Didis Ehren zuletzt den 100. Jubiläum-Sieg in nicht einmal zwei Jahrzehnten feierte – auch und mit seinem neuen Weltme4uster-Wunderkind M Max Verstappen, der als 24-jähriger mit 41 Siegen um legendären, 1994 in Imola tödlich verunglückten Ayrton Senna aufgeschlossen hat.
Wer sonst, wenn nicht Gerhard Berger, immerhin zehnfacher GP-Sieger, immerhin WM-Dritter, hätte Vergleiche zwischen den beiden überragenden Piloten im Red-Bull-Servus-TV ziehen können, schließlich hat der mittlerweile sesshaft gewordene Schützenjäger von ehedem „drei Jahre mit Senna ausgesessen!“ Selten zuvor, das muss ich gestehen, habe ich ein so ehrliches Interview eines in seine 60er-Jahre gekommenen, einst fürstlich, wenn nicht damals sogar kaiserlich bezahlten Sportsmannes gesehen und gehört.
Von einem der erst als 21-jähriger ausgezogen war, um die damals noch ziemlich heile Motorsportszene auf den Kopf zu stellen, was bei ihm jedoch auch aus fehlenden selbstdisziplinären was kostet die Welt: Ich-kauf-sie-mir-Gründen, eine unvollendete Vorstellung blieb. Zurück ließ es die unbeantwortete, hypothetische Frage: Hätte Berger, wäre er so aufs Rennfahren fokussiert gewesen wie Senna, mit dem von ihm mitunter sogar besiegten Brasilianer auf Augenhöhe sein können?
Abgesehen von einem Traditionsdinner im Gedenken an Mateschitz (Samstag) wird man Berger am Red-Bull-Ring nicht erleben, weil der nach endlos langem Rosenkrieg glücklich geschiedene Logistik-Unternehmer aus Wörgl mit dem sechsjährigen Sohn aus der zweiten Beziehung sozusagen auf Senna- und Verstappen-Spuren unterwegs ist – als Go-Kart-Motorsport-Papa in Italien! Natürlich wagt Berger keine Prognosen, was aus dem Buben womöglich noch alles wird, ihm ist aber bewusst, dass auch und erst recht im Motorsport der Leitspruch gilt: Früh übt sich, was ein Großer werden will. Vor allem um mehr als ein Jahrzehnte früher als Papa, der nicht alles richten kann!
Gut möglich, dass er vom Vater auch die Speed-Gene geerbt hat, aber der Herr Papa weiß auch, dass es vielleicht noch besser ist, wenn er dem Jüngling schon jetzt die Zügel anlegt, um ihm zu zeigen, wo es (auch nicht) lang geht, wenn man im Motorsport eine fixe Größe werden will. Noch hat er ja mehr als zehn Jahre Zeit, um wie Verstappen schon als Teenager in die Formel 1 einzusteigen. Immer vorausgesetzt, dass es noch Grand-Prix-Rennen gibt. Und sie nicht, sag zum Abschied leise Servus, als Großer Preis im Kollisionskurs mit der letzten Kleber-Generation geopfert wurden…