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Simple Vorurteile und weit vielschichtigere Fakten rund ums Djokovic-Drama

Was sich da derzeit nicht nur medial, sondern auch in der ganz bewusst falsch oder aber auch gar nicht richtig informierten Öffentlichkeit rund um die Djokovic-Posse abspielt, die allmählich zum Drama wird, ist zum Heulen. Ja, es spottet geradezu jeder Beschreibung, welch simplen Vorurteilen auch manch hochintelligente Menschen unterliegen, die dem serbischen „Unsympathler“ nur das Schlimmste und im besten Falle das Abschieben aus Australien wünschen als einem, der meint, Gleicher als die Gleichen sein zu können. Und ebenso lächerlich oder an den Haaren herbeigezogen hingegen ist wieder manch ein Bericht, dass der Nummer 1 der Welt ein „Quarantäne“-Hotel zugemutet werde, in dem es nicht nur Ungeziefer in den Zimmern geben soll, sondern sogar Maden im Billig-Menü serviert würden. Eben Gefangenenkost. Prost, Mahlzeit. 

Wenn Sie mich fragen, dann sind das alles völlig unbewiesene Meldungen von der Hand in dem Mund, die sich gut verkaufen und die Emotionen der Fans oder Feinde bestens anheizen lassen, da muss man nur die dazugehörigen Postings in den Online-Foren lesen. Aber Hass und Hatz, mit denen da aus leicht durchschaubaren Beweg-Gründen auf Tränendrüsen gedrückt oder aber Häme, Zorn, Schimpf und Schande entfacht werden, sind alles, nur keine probaten Lösungsansätze des offensichtlich doch nicht so einfachen Problems, sonst würd´s ja kaum einen Aufschub bis Montag geben!

Interessant, dass ganz bewusst verschwiegen wurde, dass es eine ganze Reihe von Einreise-Ausnahmegenehmigungen für Ungeimpfte aus dem Tenniszirkus gab und gibt, weil dann natürlich dann der Einser-Aufwiegelungs-Schmäh nicht mehr ziehen würde, dass sich auch der Herr Djokovic wie alle an die australischen Regeln halten müsse. Interessant ist auch, um das wieder und nochmals zu erwähnen, dass der frühere AO-Turnierchef und Doppel-Grand-Slam-Sieger Paul McNamee in einem Video-Interview mit dem Sender ABC (Aus) als Australier eben diese Doppelzüngigkeit den australischen Behörden vorwirft. Und man kann annehmen, dass Paul McNamee, zwar in Ehren mehr als ergraut, schon weiß, was er da sagt – und dass er dahingehend informiert ist, dass die Turnierleitung dem Serben die Ausnahmegenehmigung nur aufgrund der vorgelegten und vom Bundesstaat Victoria akzeptierten medizinischen Berichte erteilt hat.

Und interessant in diesem Zusammenhang finde ich auch, dass einer der lautesten Kritiker von Djokovic ausgerechnet Rafael Nadal (“Regeln sind da, um eingehalten zu werden!“) ist, der mehr nur einen guten Grund hat, dem mehr als nur ungeliebten Serben eins auszuwischen. Nadal und Federer sind nicht nur sportliche Rivalen von Novak Djokovic, der beide mit einem 21. Grand-Slam-Titel wohl auf ewig distanzieren könnte. Sie stehen ihm auch abseits vom Tennisplatz feindselig gegenüber, seit er mit einer eigenen Spielervereinigung das Monopol der von Federer und Nadal unterstützten (dominierten?) ATP herausgefordert hat.

Wenn man genauer hinschaut, dann lässt sich die brisante Causa Djokovic halt nicht auf die eher simple „Gleicher-als-Gleich“-Schablone, selbstherrlicher „Impfmuffel“ oder (bei einem Vermögen von knapp 200 Millionen Dollar ja geradezu lächerlich) geldgieriger Nimmersatt beschränken, sondern ist, schaut man über den Tellerrand, eine weit vielschichtigere, komplexere Angelegenheit. Ich möchte schon jetzt wetten, dass sie uns und Novak Djokovic noch länger im Tennisjahr 2022 beschäftigen wird. Und man kann auch wetten, dass sich an ihm überall dort, wo er antreten und spielen darf, die Tennisgeister scheiden werden. Pro und Kontra darf munter weiter gehen, Auf und abseits von Spiel, Satz und Sieg.

 

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