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Teamchef-Frage: Abfertigung ist meist die beste Startinvestition

Auch auf die Gefahr, dass man mich als „Negativisten“ hinstellt, so bin ich weiterhin der festen Überzeugung, dass Abfertigungen auch im Fußball die besten Startinvestitionen sind. Vor allem dann, wenn man sich aus welchen Gründen immer wie das Nationalteam nach einer kurzen, aber umso maßloser überschätzten Euro-Euphorie in einer teuflischen Abwärtsspirale befindet. Und für die, das hat man sogar in Untertönen der Spieler („Welches System, bitte?“) heraushören können, muss man auch den Teamchef zur Verantwortung ziehen – und ihn auffordern, selbst daraus die Konsequenzen. Ob´s nur böse Zungen sind, die behaupten, dass die Chemie zwischen Team und Teamchef nicht mehr passt oder nie gepasst hat, kann ich aus der Entfernung nicht sagen, aber mehr als Körnchen Wahrheit wird schon dabei sein, wenn es Kollegen schreiben, die im ständigen Kontakt mit der Nationalmannschaft stehen.

Ich höre zwar schon die Stimmen, die vor einem Schnellschuss warnen, erlaube mir aber die Frage zu stellen: Wann sonst, wenn nicht jetzt, da der WM-Zug – ohne Zweitchance über ein Nations-League-Play-off – inzwischen schon abgefahren ist, soll man Nägel mit Köpfen machen? Und zwar unabhängig davon, wie das Heimspiel gegen Schottland ausgeht, einen einst gefürchteten, inzwischen aber zahn- bis harmlosen Gegner, der sich daheim gegen Moldawien noch mehr plagte und zumindest so schlecht spielte wie die Österreicher vor einer knappen Woche in Chisinau. Natürlich ist am geflügelten Wort was dran, dass neue Besen in der Regel besser kehren als die alten, aber ebenso wichtig wird es sein, bei der Suche nach dem neuen „Putztruppen-Chef“ auch einen Mann und Menschen zu finden, der die rechte Taktik für die richtigen Spieler findet oder die Spieler danach aussucht, welche Rolle sie in dieser Strategie spielen sollen. Die Addition von Stars oder auch Starlets, die sich dafürhalten, schafft – übrigens frei nach Unkenrufer Andi Herzog – oft mehr und größere Probleme als dass sie Erfolge garantieren würde.

Ich will hier nicht auf einzelne, auch verdiente Nationalspieler eingehen, sondern werfe den Blick zu unseren deutschen, WM- und danach auch Euro-gebeutelten Nachbarn, bei denen der neue Besen Hansi Flick den mühsamen Start-Sieg in Liechtenstein mit einem Schützenfest gegen Armenien vergessen machte. Übrigens ohne Real-Spielmacher Toni Kroos, der sich inzwischen vom Team verabschiedet hat, und auch ohne Thomas Müller, auf den er zugunsten der jungen Wilden a la Bayern-Kollegen Musiala oder des Salzburg-Jungstars Adeyemi verzichtet hat. Ja, werte Blog-Leser, bei aller Liebe für Kontinuität ist manchmal der Mut zur Courage der bessere alternative Weg, um eine doch tief steckende Krise im Nationalteam zu beenden.

Und das, mit Verlaub, hat nichts mit Negativismus zu tun, weil es darum gehen muss, wie man die jüngste, ernüchternde Vergangenheit mit vernünftiger Zukunftsplanung bewältigt. Und komme keiner, der sage, es fehle einem neuen Teamchef die Zeit, um die rotweißroten Teamkandidaten richtig kennen zu lernen. Lachhaft in einer Fernseh-transparenten Zeit, in der mittlerweile fast alle als Auslandslegionäre oder als „Euro-Fighter“ den (Trainer)-Experten bekannt, wenn nicht ein Begriff sind. Wo Handlungsbedarf besteht, dort muss so schnell wie möglich gehandelt werden. Nichtstun wird immer und überall bestraft. In der Wirtschaft wie im Fußball. Darum ist jetzt der ÖFB am Zug. Auch bei einem präsidialen Interregnum. Abfertigungen sind und bleiben oft die besten Startinvestitionen…

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