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Von subjektiver Kritik und objektiver Klasse a la Großschartner

Alles Lob oder jede Kritik, alle Urteile oder jede Note, sind im Mannschaftssport subjektiver Natur, auch und vor allem im Fußball, wo es unterschiedliche Parameter der Betrachtung gibt. Und dementsprechend auch unterschiedliche Perspektiven und/oder Schlüsse. Das schafft natürlich auch Diskussions-, wenn nicht Zündstoff, wo konträre Ansichten aufeinanderprallen. Und das ist auch gut so, schließlich leben wir in einer pluralistischen Gesellschaft, zu der Meinungsfreiheit gehört – auch in den Stammtischrunden unter Freunden, die nicht immer zwangsweise auch Gesinnungsgenossen sein müssen. Die einen sehen ihn, sie oder es so, andere wieder anders. Punktum.

Wenn´s aber um (Zenti)Meter und (Hundertstel)Sekunden geht, dann hören sich subjektive Kritiken auf, dann sprechen Messbänder, Stoppuhren und Platzziffern ein objektives Machtwort, an dem nicht zu rütteln ist. Die Rede ist aber jetzt nicht vom Tennis, wo zumindest bei den großen Turnieren seit dem eindeutigen Videobeweis die Streithähne von ehedem ausgedient haben. Nein, nein, hier soll und muss auch einmal ein Loblied auf die (abseits vom Eurosport-TV) viel zu wenig beachteten heimischen Radprofis angestimmt werden, die sich mitten in der Weltklasse etabliert und profiliert haben, ganz abgesehen von der historischen Olympiasiegerin Anna Kiesenhofer, für die als Ex-Profi und Uni-Professorin diese Prädikate eigentlich nicht gegolten haben, die aber die Gunst der Stunde mit bewundernswerter Konsequenz und mentaler Stärke perfekt nützte. Nein, nein, nicht von ihr soll die Rede sein, sondern von Felix Großschartner, der trotz des einen oder anderen schwächeren Tages, nicht zuletzt geschuldet mangelnder Unterstützung einem geschwächten (Bora-hansgrohe)-Team, die extrem schwere Vuelta d´Espana  wieder unter den Top Ten (10.) und das finale Zeitfahren sogar auf Platz sieben beendete.

Ja, werte Blog-Leser, solche Ergebnisse gehören zu den herausragendsten Resultaten, die heimische Spitzensportler mit Gegnern absoluter Weltklasse vollbringen.  Wie auch sein Teamkollege Patrick Konrad, der dritte Österreicher, der je eine Tour-de-France-Etappe gewinnen und im Giro d´Italia zweimal unter die Top 10 radeln konnte. Wie ein Lukas Weißhaidinger, der nach WM- auch Olympia-Bronze gewann. Wie die Siebenkämpferinnen. Wie die SchwimmerInnen Felix Auböck, Lena Grabowski und die Alexandri-Drillinge. Wie der Turner Vinzenz Höck, an den Ringen einer der allerbesten auf der Welt ist, drei Weltcups (2. Stufe) gegen Medaillengewinner gewann, aber besonders harter Richtlinien (Quali über Team und Mehrkampf) wegen und – auch subjektiver Kampfrichter-Noten halber – die Tokio-Spiele knapp verpasste. Wie die Golfer Wiesberger (9 Turniersiege), Schwab (Quakli für US-Tour) und Straka (Olympia-10.).

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Das sind nur einige der Beispiele, dass es sich diese Spitzensportler verdienen würden, nicht nur alle heiligen Zeiten auch medial hofiert, sondern auch von potenten Sponsoren so unterstützt zu werden, wie es ihren Leistungen, ihrem Können, aber meistens auch ihrer gereiften Persönlichkeit entspricht. Solange sich aber auch, nicht zuletzt angestachelt durch die ausufernde und überwuchernde Social-Media-Click-Philosophie lieber damit beschäftigen, ob und wo sich der Ski-Pensionist Marcel Hirscher den nackten Oberkörper braunen oder weshalb er sich trotz eines zweigten Kindleins scheiden lässt, solange wird der heimische Sport ein Spielfeld für Keimzellen ebenso verrückter wie ehrgeiziger, zielbewusster Individualisten bleiben. Die sieben Tokio-Medaillen sind kein Widerspruch zu dieser These, sondern angesichts derer, die sie wie gewonnen haben, eher ein Beweis für diese Meinung, die man ja hierzulande noch äußern wird dürfen.

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