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Werter Franco Foda: Offene Tore sind auch da, um sich zu vertschüssen

Willi, der geschasste Ruttensteiner, durfte als Israel-Teamchef ein ums andere Mal jubeln. Es kam, wovor sein Vorgänger Andi Herzog zu Recht gewarnt hatte. Allein, er blieb ein Rufer in der Wüste, ganz so, als wollte unser Team-Cheferl Franco Foda auf ihn gar nicht hören. Wir Österreicher, die so gerne die Vergangenheit verklären, indem wir aus Niederlagen halbe Siege, aus einem historischen Euro-Achtelfinale ein zu Unrecht verpasstes Endspiel statt den Italienern machen, uns vor dem Genie Arnautovic hinknien, als wäre er nicht in China und nun bei Bologna, sondern als schärfste Waffe etwa bei seinem Spezi Alaba bei Real Madrid oder aber bei Barcelona, Chelsea, in Manchester oder in Paris gelandet, wir Österreicher also haben in Haifa eine auf den Deckel bekommen, dass es nur so gepascht hat.

Treffsichere Israel-Legionäre: Zahavi und Weissman schossen mit Ex-Salzburger Dabbur die Österreicher in Haifa k. o.

Und wer, bitte vielmals, hat uns die meisten Tore beim vernichtenden 2:5 geschossen? Jene israelischen, bei uns bestens bekannten Goalgetter, von denen auch meine Wenigkeit im Vorschau-Blog gewarnt hat, die Herren Zahavi (2), Dabbur und Weissman. Ruckzuck, schon stand es 0:3 und kaum auf Aufholjagd, gleich wieder 2:4 und zum Drüberstreuen gab´s am Ende noch ein fünftes Gusto-Ei. Ja, so kommt es, wenn man in einem sogenannten Schlüssel- oder doch schon Schicksalsspiel gegen ein Team aus dem dritten, wenn nicht vierten Topf in Anwandlung von auch medial suggerierter, „legionärer“ Überschätzung auf neue Spieler, neues System, neue Strategie und vermeintlich höhere Klasse setzt, ohne diese Änderungen richtig eingeübt oder diese Betrachtung auch real eingeschätzt zu haben.

Willi Ruttensteiner zeigte Victory-V, während Franco Foda nach Euro-Überschätzung vor WM-Scherbenhaufen steht.

Mag schon sein, dass Franco Foda in der Abwehr statt auf den Berlin-Eisenfuß aus Wien, Clemens Trimmel, deshalb auf den Debütanten Philipp Mwene gesetzt hat, weil der Halbkenianer wie Scharfschütze Zahavi bei Eindhoven spielt, also theoretisch die Stärken des Israeli hätte am besten kennen sollen. Aber wie auch der Fußballfaust sagt, so ist jede Theorie halt grau und die Praxis leider, siehe Haifa, am Ende dann grauenhaft. Und der eher seltsamen Aufstellungsvarianten gäb´s derer mehrere, über die sich diskutieren ließe, den technisch versierten, aber nur als Chancenvernebler effizienten Arnautovic ebenso inklusive wie David Alaba, mit dem als Innenverteidiger statt als inexistenten Spielmacherlein die Österreicher wohl besser aufgehoben gewesen wären.

Schade nur, dass Franco Foda zwar richtiger Weise konstatierte, dass wir uns vorne gegen die konfusen Israel-Verteidiger als Weltmeister verjuxter Gelegenheiten entpuppten, unsere Abwehr hingegen den Tag der offenen Tore proklamierte. Warum er diese Lektion nicht einmal zur Halbzeit gelernt hatte, blieb ebenso ein Rätsel, warum er ein Talent wie Demir just bei 2:4 in ein inzwischen verkorkstes Spiel warf. Ja, hätte der Teenager, Barcelona-Wechselspieler hin oder her, das Steuer für den Teamchef herumreißen sollen? So lächerlich wie die späte Einwechslung eines im Team noch unerprobten Kara statt Gregoritsch, der immerhin schon wichtige Tore geschossen hat. Ja, Franco Foda, der Euro-Held, dessen Heldensagen sich letztlich auf 100 von mehr als 360 Spielminuten beschränkt hatten, sollte lieber vor der eigenen Tür kehren oder – noch besser – die Türklinke drücken, statt die meist ohnehin sanften TV-Analytiker a la Mählich (und auch Prohaska) zu attackieren.

Auf Foda traf zu, was auch Rotweißrot in den Untergang geführt hatte: Wenn Treff nicht zum Atout wird, dann ist Angriff alles andere denn die beste Verteidigung. Und wer auch auf einen ehemaligen Israel-Teamchef nicht hören will, der muss die Folgen fühlen. Zeit für F. F., dass er Platz macht für einen Nachfolger. Viel schlimmer als in Haifa kann´s ja mit so vielen, mehr oder weniger hochgelobten Legionären trotz Ausfällen (Sabitzer, Lainer, Kalajdzic) ja kaum kommen. Es sei denn, unsereins erinnert sich an Goethe, Faust und das berühmte Zitat; Grau, mein Freund, ist jede Theorie und Grün des Lebens goldener Baum. Aber damit ist nur insofern rapid gemeint, dass Eile geboten ist. Ohne jede Weile. Foda sollte sich mit Leo Windtner vertschüssen, dem Präsidenten, der ihn geholt hat. Dieses Tor steht offen …

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