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Die Wundertüte Alcaraz und bei uns kein Starlet in Sicht

Boris Becker war begeistert, nein: hin- und hergerissen von der Leistung, die der spanische Teenager Carlos Alcaraz bei seinem siegreichen Fünfsatz-Thriller im Drittrundenduell der US-Open gegen Stefanos Tsitsipas, die Nr. 3 der Welt, bot. Ja, am liebsten hätte Bobele das Rad der Zeit zurückgedreht, als er meinte: „Ich würd´ gern nochmals 18 sein, um so Tennis zu spielen, wie es dieser junge Mann gerade macht!“

a, der 18jährige trumpfte mit einer Schlagkraft und vor allem Mentalstärke auf, die niemand, am wenigsten Tsitsipas, erwartet hätte. Nie zuvor, so meinte der Grieche mit russischen Mutter-Wurzeln, nie zuvor wäre er auf einen Spieler getroffen, der härter geschlagen – und der nach einem „Bagel“ im vierten Satz einen fünften Satz so gespielt hätte wie Carlos Alcaraz, der in seinem ersten vierten Grand-Slam-Turnier erstmals das Achtelfinale erreichte – und damit auch alle Träume von Tsitsipas, den ersten Grand Slam zu gewinnen, zerstörte.

Noch sitzt mit dem „Djoker“ einer der großen Drei auf dem Thron, aber nach der nächsten Generation mit Medwedew, Zwerew, Berrettini und den schon gescheiterten Tsitsipas und Rublew kündigt sich schon die dritte, in dem Falle nur für das Establishment gefährliche Welle an mit Alcaraz, mit Tiafoe, Brooksby oder sogar dem Dänen Rune, der immerhin Djokovic einen Satz abgenommen hat, weitere neue (blut)-junge Starlets an, die über kurz oder lang mit noch härteren Schlägen, noch größerer Unbekümmertheit, aber auch gefestigter Konstanz den ehemaligen Vorbildern die Hölle heiß machen werden.

Bei allem Respekt, dass Lukas Neumayer, Talent aus Radstadt, inzwischen bei Future-Turnieren da und dort auftrumpft, zwischen dieser Ebene und der Beletage der großen Turniere liegen im wahrsten Sinn des Wortes noch Welten. Und schön, dass sich der ÖTV-Sportdirektor Jürgen Melzer zum Abschied seiner Grand-Slam-Karriere noch schnell ein letztes Körberlgeld in New York besorgt hat – ich denke nicht, dass es seine aktuell vordringlichste Aufgabe war, in Flushing Meadow auf der Suche nach heimischen Jungstars im Trüben zu fischen. Viel wertvoller und wichtiger, so würde ich meinen, wäre es wohl gewesen, sich im Countdown zum ersten Challenger-Turnier in Tulln (ab Montag) seines langjährigen Mentors und Managers Ronnie Leitgeb hierzulande um den mehr oder weniger verlangten Nachwuchs zu kümmern.

Um den es ist nämlich, ob´s jetzt dem Verband und seinen wichtigen verlängerten Armen gefällt oder nicht, alles andere denn zum Besten bestellt. Wär´s anders, wäre in der Thiem-Zwangsweise wenigstens der eine oder die andere im Hauptfeld dabei oder aber durch die Qualifikation geschlüpft. Selbst von einem Alcaraz im Kleinformat ist unser Tennis nämlich weit entfernt. Ganz zu schweigen von den Damen, als es noch Grand-Slam-Viertelfinals in Serien gegeben hat. Umkehrschluss: Im Tennis-Staate Österreich muss vieles fauler sein als etwa im Hamlet-Lande Dänemark, wo es mit Holger Rune und Clara Tauson zwei Toptalente gibt. Ich bin schon gespannt auf die Konzepte, die in eine Zukunft weisen, in der auch wir wieder von solchen Starlets träumen dürfen…

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