Er hat sich hingekniet in Demut. Aber man sollte es auch andersrum sagen. Eigentlich muss man sich hinknien vor dem, was der Grazer Ralph Hasenhüttl aus einer Eigenbautruppe ohne Millionenstars bei und mit den Saints, wie die Mannschaft des FC Southampton genannt wird, alles erreicht. Ja, da legst di nieder! Dass er im Moment mit dieser Truppe – verzeihen Sie mir den Ausdruck, der einem Schalke-Belgier entlehnt ist – von Kampfschweinen auf Platz sechs punktegleich mit dem Vierten (Tottenham) rangiert, also in Champions League-Bereich, das nötigt höchsten Respekt und größte Hochachtung ab. Mit dem 1:0 gegen Champions League-Sieger Liverpool und Jürgen Klopp haben Hasenhüttl und seine Spieler, die er – verzeihen Sie wieder diesen Vergleich – wie seine (Schwieger-)Söhne oder Neffen behandelt, den nächsten Meilenstein im Klub gesetzt.
Fürwahr unglaublich, erinnert man sich des gerade 14 Monate alten 0:9 gegen Leicester, was sich seitdem dank des damals angezählten, aber doch nicht abservierten Ralf Hasenhüttl alles getan hat. Wenn ich mich recht entsinne, so hat er nach dem Kegel-Debakel der Mannschaft den Spiegel ihrer katastrophalen mentalen und moralischen Einstellung so ähnlich vorgehalten wie mehr als 30 Jahre davor der legendäre Ernst Happel den hierzulande dominanten Innsbruckern nach der peinlichen 1:9-Pleite im Europacup gegen Real in Madrid.
Mit Selbstüberschätzung verhält es sich so wie mit Hochmut, der vor dem Fall kommt. Dieses Schock-Erlebnis von „Alle-Neune“ war für die Nullen letztlich Goldes wert, weil es sie auf den Boden der realen Tatsachen zurückgeholt und damit die Basis geschaffen hat für die Rückkehr zum Southampton-Rezept. Angesichts des ausgeglichenen Kaders an Spielern, die sich mittlerweile Match für Match die Lunge aus dem Leib rennen und ihr Herzblut für die Mannschaft opfern, lautet es simpel so: Einer für alle, alle für einen, Kampf bis zum Umfallen, Spiel gegen den Ball und Wille zum Erfolg auch um den Preis der totalen Erschöpfung. Das sind natürlich alles, nur keine Wundermittel, sondern ganz selbstverständliche Vorgaben für genial beschränkte, aber konditionell hochwertige Fußballprofis.
Defizite, die sie zum einen haben mögen, (über)kompensieren sie mit anderen Qualitäten. Dies erkannt und dabei so gut wie alles aus Southampton herausgeholt zu haben, ist zweifellos ein Verdienst des ehemaligen (National-)Stürmers aus Graz, der seinen Weg ganz unspektakulär über den Unterhäusler Unterhaching, über den Kult-Klub 1860 München,
Ingolstadt, (BL-Aufsteiger), RB Leipzig (BL-Vizemeister) bis zur Premier League als erster Österreicher, also ein historischer Schritt, der davor als Trainer keinem gelungen war, gemacht hat. Und dabei das System stets den Sielern angepasst hat, die er besitzt, und nicht Spieler in ein System gezwängt hat, zu dem sie nicht fähig sind.
So einen wie Hasenhüttl, der sich auch durch noch so verlockendes (Dosen-)Geld nicht hat von der (Rangnick-)Obrigkeit verbiegen lassen, würde ich mir persönlich gerne als Teamchef wünschen. Auch deshalb, damit endlich einer auch jenen, die sich für Superstars halten, ohne deren Kragenweite zu haben, die Meinung sagt, die Wadln „füre richtet“ oder ihnen den Weisel gibt. Aber das wird wohl in naher Zukunft nur ein Traum bleiben, der im realen Leben in nächster Zeit wohl eher nicht gespielt wird. Nicht nur aus schnöden, aber verständlichen Mammon-Gründen, sondern auch, weil „Hasi“, ein Hüne von Gestalt mit Rückgrat, alles andere denn so pflegeleicht ist, wie es die Obrigkeit gerne hätte – oder erwartet.