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Unsere unterschätzten Nordischen auf Überholspur

Wer hätte nach der mehr als durchwachsenen Saison je gedacht, dass unsere Nordischen bei der Oberstdorf-WM derart auftrumpfen könnten? Ehrlich gesagt, so gut wie niemand, auch meine Wenigkeit nicht im Entferntesten. Aber wie schon Wilhelm Busch gesagt hat: Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt. Womit wir bei einem – auch die Schanzenbewerbe betreffend – buchstäblich springenden Punkt sind, der da heißt: Sind eines Sportlers Gedanken total auf einen quasi vorprogrammierten Erfolg fixiert, dann … ja, dann wird aus Kampf oft Krampf, dann ist´s vorbei mit der Leichtigkeit des Seins und die Schwerkraft einer selbst auferlegten Favoritenrolle drückt einen nieder.

Aber abgesehen von der jungen Überfliegerin Marita „Sara“ Kramer, die sich die Flügel auch selbst ebenso stutzte wie sie ihr zuvor von seltsam waltenden Kampfrichtern gestutzt worden waren, triumphierten sowohl das Kombi-Wunderkind Lamparter (als Solist wie im Duo mit Greiderer) als auch Stefan Kraft und das Mixed-Team in den Rollen von starken Außenseitern, die alles gewinnen konnten, weil sie wenig bis nichts zu verlieren hatten. Sie platzten in Oberstdorf so hinein wie nach dem legendären Hans-Albers-Song, der lautete: Hoppla, jetzt komm ich! Frisch und fröhlich, unbekümmert und ungezwungen, als wär´s die einfachste Sache der Welt.

Ob Lamparter, ob Kraft, ob Einzel-Titel oder Mannschafts-Erfolge, sie alle waren nicht zuletzt auch Nutznießer einer eher bescheidenen Erwartungshaltung, die sie bei weitem übertrafen. Zählt man den historischen WM-Titel und die zwei weiteren ebenso historischen Medaillen der Biathletin Lisa Theresa Hauser zur WM-Bilanz der Nordischen dazu, dann hätten Springerinnen und Kombinierer die Cortina-Bilanz der Alpinen (8) mit zehn Stück, fünf davon ebenfalls aus Gold, noch übertroffen.

Und es hätte derer noch eins mehr sein können, hätte Teresa Stadlober im 30km-Langlauf nicht vermeintlich griffbereites Silber am Ende gegen Blech und Platz fünf tauschen müssen. Gut möglich, dass sie – den größten Erfolg ihres Lebens vor Augen – bleierne Beine oder Angst vor der eigenen Courage bekommen hatte. Man kann´s drehen, wie man will, ob im positiven, ob im negativen Sinn – angesichts der ausgeglichenen Spitze und der breiten Dichte im heutigen Weltsport werden die Weichen zum Erfolg im Hinterstübchen gestellt. Quintessenz und Konsequenz: Alles reine Kopfsache! Damit waren die Adler um Stefan Kraft und die Artverwandten a la Jo Lamparter auf der Überholspur. 

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