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Verspätete Schattenseite des Tiroler Glasperlenspiels

Unsereins hat an dieser Stelle nach dem dubiosen Finale der zweiten Bundesliga schon vor Monaten kritisiert, dass es prinzipiell fairer gewesen wäre, sowohl die Rieder als auch die Klagenfurter Austria anstelle der zwangsrelegierten Mattersburger und des Fix-Absteigers WSG Swarovski Wattens Tirol in die erste Bundesliga aufsteigen zu lassen. Auch deshalb, weil es eher unstatthaft bis moralisch nicht tragbar wäre, dass die weltbekannte Sponsor-Firma der Tiroler zum einen 1200 Mitarbeiter oder mehr in Kurzarbeit schickt oder gar in die Arbeitslose entlässt, zum anderen aber einen Batzen Geld in einen offiziell abgestiegenen Zwangsaufsteiger von Bundesliga-Gnaden buttert. Damals hat dieses Missverhältnis außer protestierenden Kärntnern keinen gestört, geschweige denn, dass man sich daran gestoßen hätte.

Inzwischen hat sich die WSG zwar sportlich so konsolidiert, dass sie nach Überraschungssiegen sogar unter die Top 6 vorgestoßen ist, dafür allerdings zog sich just vor der Winterpause der Weltkonzern als Sponsor mit einem halben Jahr Verspätung vom Profifußball zurück, um nur noch den Nachwuchs mit Kleingeld zu fördern, so etwas wie ein schwacher Trost(preis). Kurzum, damit verlor Wattens auch einen Großteil der finanziellen Basis, auf der sowohl das Budget als auch die Bundesliga-Lizenz aufgebaut waren.

Kein Wunder, dass sich die in ihren Aufstiegshoffnungen enttäuschten Kärntner post festum übervorteilt bis betrogen fühlen, schließlich hätten sie nach vielen, vielen Jahren notabene im vielleicht modernsten Stadion Österreichs als Mattersburg-Alternative wieder ganz oben mitgespielt, hätte Klubchefin Diana Langes aus der Swarovski-Dynastie in aller Ehrlichkeit schon damals eingestanden, dass sich der Konzern vor allem aus sozialen Gründen ein weiteres Sponsoring und damit der Klub die Erstklassigkeit nicht mehr leisten kann.

Der aktuelle Katzenjammer, begleitet von den üblichen Tut-leid-Floskeln und Wird-sich-schon-irgendwie-ausgehen-Parolen, mag zwar medial ein wenig dienlich sein, erst recht, da ja der Skiwinter jetzt mit allem Drumherum den Fußball in den Hintergrund drängt. Aber spätestens dann, wenn er wieder rollt, schlägt auch für die Tiroler aus der Kleinstadt die Stunde der Wahrheit, wenn´s darum geht, alles pünktlich zu bezahlen, was vertraglich zu bezahlen ist, ohne sich – wie schon einmal in Innsbruck – in hohe Schulden zu stürzen.  

Ohne den Teufel an die Wand malen oder gar Spielern etwas unterstellen zu wollen – es spielt sich halt auch mental in einem finanziell gut gesättelten Klub ganz sicher leichter und besser als in einem Verein, der sich nach der Decke strecken muss, weil ihm der Brotkorb höher gehängt worden ist. Man darf gespannt sein, was dabei herauskommt, wenn frei nach Präsidentin Diana die WSG Wattens Tirol das Beste aus der verschlechterten Situation zu machen versucht. Schöne Worte und hehre Versprechen sind eins, ob aber dem die angesagten, erhofften Taten folgen, steht auf einem anderen Blatt. Das sind die Schattenseiten, wenn kein Glasperlenspiel mehr glitzert.

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