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Alaba, wer sonst oder: Pferdefüße von Sportlerwahlen

Wer ist Österreichs Fußballer des Jahres? Erraten, David Alaba! Ob geheime oder ganz offene Abstimmung, ich hätte wetten können, dass die Wahl auf ihn gefallen wäre mit dem Argument, dass er mit dem FC Bayern alles gewonnen hat, was die Münchner in dieser Corona-Saison hätten gewinnen können. Natürlich stimmt es, dass David ganz abgesehen von seinen bisher unerfüllten, überhöhten Gagenforderungen einer der Stammspieler des Triple-Siegers war und ist.

Aber es stimmt auch, dass er auf seiner einstigen Position als linker Außenverteidiger einen Nachfolger in Alphonso Davies gefunden hat, den er dann, wenn der Kanadier fit ist, kaum mehr verdrängen könnte. Und wenn man der Wahrheit die Ehre gibt, dann muss man als TV-Beobachter gestehen, dass Alaba in der Rolle des Innenverteidigers an einigen durchaus vermeidbaren der viel zu vielen Gegentreffer der Bayern beteiligt war. Wie gesagt, dem Argument, er habe heuer alle Titel geholt, die er mit den Bayern hätte holen können, ist grundsätzlich wenig entgegenzusetzen.

Aber auch das Argument, er wäre ja nur Bestandteil einer nach dem Trainerwechsel von A bis Z funktionierenden Mannschaft höchster Qualität gewesen, also alles andere denn ein (wenn auch nur ähnlicher) Alleinunterhalter a la Weltfußballer und Torjäger Robert Lewandowski, hat durchaus viel für sich. Es bedurfte also keines Heldenmutes der Bundesliga-Trainer, um (in vorauseilendem Gehorsam) auf die Alaba-Taste zu drücken, auch wenn er als Österreichs Fußballer des Jahres in der österreichischen Nationalelf alles, nur keine dominierende, überragende Rolle gespielt hat – auf welcher Position immer, die ihm übertragen wurde oder ihm passt.

Bei allem Respekt, dass er über Jahre hinweg zum Stammpersonal des FC Bayern gehört, ich ziehe noch viel mehr den Hut vor Christian Ilzer, der es tatsächlich gewagt hat, den früheren 1860-Legionär Michael Liendl an die erste Stelle zu setzen. In der Tat war´s aller Ehren wert, wie viele Assists Liendl als Spielmacher des Wolfsberger AC er gab, wie viele Tore er selbst in wichtigen Spielen für den Kärntner Kleinstadtklub schoss, der zuletzt nicht nur auswärts erstmals beim Serien-Meister und Serien-Cupsieger gewinnen, sondern mit dem Marsch ins Europa-League-Achtelfinale (u. a. gegen CSKA Moskau und Feyenoord) den größten Erfolg der Klubgeschichte feiern konnte.

Brutal ausgedrückt, muss sich der Stammverein von Liendl (wie auch von Alaba), die Wiener Austria also, sozusagen in den Hintern beißen, dass man diesem immer seltener gewordenen Spielertyp bei der Heimkehr ins österreichische Bundesliga-Reich die kalte Schulter gezeigt hat. Aber erstens sei gesagt: Irren ist menschlich. Zweitens sei daran erinnert: Beim Schuss ins eigene Knie gehört der rotweißrote (Spitzen-)Sport sowieso zu den Allerbesten auf der ganzen Welt, sonst würden ja viel mehr Österreicher unter den Besten in aller Welt zu finden sein. Und drittens soll nicht unerwähnt bleiben, dass  alle Sportlerwahlen ihre Pferdefüße haben…

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