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Golf-Rezept gegen Villegas-Tragödie

Ehe es mit dem Winter an diesem Wochenende auch die Ski (sprung-)Saison richtig hereinschneit, drängt sich im auslaufenden Golf-Jahr eine Story auf, die ans Herz geht. Sie betrifft einen Kolumbianer, der in den USA lebt, als blondgelockte Südamerika-Antwort auf Tiger Woods gehandelt wurde, große Turniere gewann und Furore machte, wenn er sich zum Putten auf allen Vieren aufs Grün legte, als wäre er ein Krokodil oder als Movie-Variante der Spiderman. Insider der Szene wissen natürlich, um wen es sich handelt, nämlich um Camilo Villegas, der nach vier Siegen und Platz sieben in der Welt im Golf-Glück schwelgte, bis ihn eine mentale Abwärtsspirale ins Niemandsland beförderte. Kaum schien es, als könnte er sie nach einem Jahrzehnt stoppen, da traf ihn der schlimmste Schicksalsschlag, der ihn und seine Frau Maria Villegas-Ochoa hätte treffen können. Im Februar 2020 wurde bei ihrem Baby-Töchterl Mia ein bösartiger Rückenmark- und Hirntumor diagnostiziert, die Chemotherapie half nichts mehr, Ende August starb der kleine Sonnenschein der Familie im Alter von nicht einmal zwei Jahren (22 Monate).

Kein anderer als der legendäre, 18fache Major-Sieger Jack Nicklaus, der selbst eines seiner Enkelkinder durch einen tragischen Badeunfall verloren hatte, spendete Camilo nicht nur Trost, sondern bestärkte ihn auch darin, nach gemessenem Abstand wieder zum Golfschläger zu greifen. Jack hat´s gesagt, Camilo hat´s getan, allerdings erst, nachdem er seine Stiftung in die Mia´s Miracle-Foundation umbenannt hatte mit dem Ziel, möglichst viel Geld für die Behandlung krebskranker Kinder auf einfachstem Wege, etwa ein Dollar pro Meter oder Yard beim möglichst langen Beach-Walk zu sammeln. Die 84.000 Dollar als „Startschuss“ waren für Villegas zusätzliche Motivation, sich und Mia´s -Miracle-Foundation mit seinem Comeback in Erinnerung zu rufen. Und dem Tod neues Leben zu entlocken.

Siehe da, die Golf-Therapie wirkte zumindest temporär fast Wunder – mit einer 66 am Finaltag hatte er sich schon beim Safeway Open auf Platz 22 geschoben, jetzt setzte er sich zum Auftakt der RSM Classic (Dotation 6,6 Millionen Dollar) mit sechs unter Par sogar an die Spitze eines illustren Feldes in Sea Island, Georgia. Es handelt sich dabei nicht nur um eine Herz-Schmerz-Story, die Camilo Villegas da liefert, vielmehr beweist diese Form effizienter Bewältigung tragischer Vergangenheit, welch weitreichende Kräfte im Sport stecken, auch dann, wenn er als professioneller Spitzensport betrieben wird. Sport ist und bleibt eines der besten natürlichen Heilmittel. Auch und erst recht dann, wenn man(n) solch bittere Pillen wie Camilo Villegas mit seiner Frau Maria hat schlucken müssen.

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