Sie waren einst der deutsche Kultverein schlechthin, nicht nur in den Vorkriegs-, Kriegs- und auch Nachkriegsjahren. Mit Schalke 04, dem Knappen-Klub aus dem Kohlenpott, identifizierten sich nicht nur die Kumpel. Aus Schalke, das in Königsblau den legendären Kreisel als Antwort aufs Wiens Scheiberl-Spiel erfand und perfektionierte, wurde der deutsche Vorzeigeklub und Abonnementmeister, dem Spieler wie Ernst Kuzorra, Fritz Szepan und auch Hans Tibulski den Stempel aufdrückten.
Schon damals jedoch, also in der ersten Blütezeit, wurde Schalke von Eklats und Sperren begleitet – wie in den 70er-Jahren, als Königsblau in den ersten großen Bundesliga-Eklat verwickelt war, mit Hans Pirkner inklusive. Aber Schalke stand, unterstützt von treuen Fans, immer wieder auf. Auch nach dem Abstieg aus der Bundesliga, dem ein letzter Höhenflug mit dem Triumph im Uefa-Cup 1997 folgte. Huub Stevens hieß der Trainer, Jens Lehmann stand im Tor, Olaf Thon war Kapitän, Thomas Linke, der US-Captain Tom Dooley und der Holländer Moulder waren Eckpfeiler dieser Truppe in Königsblau.
Im Kader noch zu finden ein gewisser David Wagner, unter dem als Trainer der FC Schalke 04 nach trügerischem Aufflackern im Herbst 2019 auf eine immer schiefere Bahn geraten war. Eine offensichtlich unaufhaltsame Abwärtsspirale, die sich dreht und dreht und dreht. Und nach dem 0:3 gegen Leverkusen drauf und dran scheint, ein Rekordausmaß zu erreichen. 25 Spiele ohne Sieg, die Mehrzahl davon verloren – da würd´s einen nicht verwundern, würden die Fans in Anlehnung an den Namen des von Augsburg entsorgten, in aller Eile geholten Feuerwehr-Trainers einen Baum aufstellen.
Ob Herr Baum jetzt der richtige oder falsche Mann am rechten Platz ist, sei dahingestellt. Verantwortlich ist sicher nicht dieser Trainer, sondern die an Verschwendungssucht grenzende Misswirtschaft, die Auslieferung an einen ins schiefste Corona-Licht geratenen Fleischfabrikanten bis zur total konzeptlosen Einkaufspolitik mit vielen Rohrkrepierern, deretwegen sich Schalke 4 im „Kreisel“ der ganz anderen Art dreht. Ja, so schnell kann´s gehen vom Kokettieren mit der Champions League vor einem Jahr – und dem nur noch durch ein Fußballwunder zu verhindernden zweiten Abstieg in die deutsche Bundesliga-Zweitklassigkeit.
Was aber kratzt uns eigentlich Schalke, Königsblau und Kreisel? Auch wenn es sich nicht um Rapid und das legendäre Tor-Festival des ebenso legendären Franz „Bimbo“ Binder anno 1941 (4:3 nach 0:3) handelt, so beginnt der Tiefflug der einstigen Protagonisten des Scheiberl-Spiels, der Wiener Austria, langsam ebenso beängstigende Formen anzunehmen. Auch da fängt die Schraube an, sich zu drehen, zu drehen und zu drehen, ohne endlich so festzusitzen, dass Peter Stöger der Negativserie ein Ende setzt.
Aber nicht nur sportlich, auch budgetär beginnt sich Austria mit einem für heimische Begriffe riesigen Defizit dem Kult-Klub aus dem Kohlenpott anzunähern, wenn auch nur in Relation. Und auch da muss sich jeder vernünftige Mensch fragen, wie es ein seit Jahrzehnten von der hohen Politik hofierter und zumindest hintenherum mit (Halb-)Staatskonzernen großzügig unterstützter Verein schafft, von einem Provinzklub wie Wolfsberg nicht nur sportlich vorgeführt und ins Abseits gestellt zu werden. Auch das ist eine Kunst, die speziell solche Kapazunder können, die Fußballklubs meist nur als Karriere-Steigbügel benützen. Austria pass lieber auf, dass sich in Violett kein Königsblau wiederholt…